Respondenz-Kritik zu „GHOSTBUSTERS“ (USA 2016) von Katharina Görgen

Katharina Görgen und Peter Scheinpflug teilten sich für geraume Zeit ein gemeinsames Büro und lieben Filme über alles – nur nicht dieselben Filme. Dafür streiten sie sehr gerne. Und daher schreiben sie Kritiken zu denselben Filmen. Viel Spaß beim Lesen!

„Warum noch mal bediene ich den ungetesteten Nuklearstrahler?“ Wer solche Fragen stellt, will definitiv keine Antwort und versucht sich auch nicht am Realismus.

Im Vorfeld des Ghostbusters-Remakes wurde viel diskutiert: Können Geisterjägerinnen so cool sein wie Geisterjäger? Ist es nicht fast schon als Sakrileg aufzufassen, wenn Frauen auf überdrehte Gespenster schießen, statt diese Aufgabe wahren Männern zu überlassen? Auch wenn man es sicher lustig finden kann, in der Genderdebatte um den Film ein ähnliches Frageniveau zu finden wie in den extrem komischen Dialogen des Films, kann die Diskussion insgesamt nur als beschämend bewertet werden. Mir persönlich fällt nicht ein einziger Grund ein, warum die Ghostbusters Männer sein müssen und dem Film dankenswerter Weise auch nicht. Die hochkarätige Besetzung ballert sich mit so viel Spaß durch die Handlung, dass man eher dazu geneigt ist, sich zu fragen, warum es eigentlich nicht schon immer Frauen waren, die die Menschheit vor Geistern beschützen? Der Film macht sich einen Spaß daraus, die Genderdebatte an zahlreichen Stellen im Film äußerst klug und unterhaltsam zu kommentieren. Denn auch wenn dies vielleicht kosmisch betrachtet eine traurige Feststellung (und wirklich keine Aufforderung) ist: Sexismus ist auch andersherum witzig! So überzeugt der sonst auf den Status als Sexgott (oder war es nur Gott, wer achtet bei diesem Anblick schon auf Details?) abonnierte Chris Hemsworth in seiner Interpretation der minimalbegabten Sekretärin Kevin („sehr männlicher Name“) Arbeitgeberinnen und Publikum gleichermaßen. Man kommt nicht umhin sich für ihn zu erwärmen, auch wenn oder gerade weil er sich das Saxophon ans Ohr hält, um es spielen zu hören und gerne auch für einen Stripper im Clark-Kent-Kostüm gehalten wird. Wenn das Frauenteam sich dann trotz allem mit einem „Hände weg von Kevin“-Aufschrei an seine Rettung begibt, kopieren sie uralte männliche Verhaltensmuster und retten erst mal das Schöne vor dem Sinnvollen.

Die von den Geistern angegriffene Stadt retten sie selbstverständlich auch noch (sowas von kein Spoiler) und zwar mit einer Mischung aus Kampfgeist und Strategie, die man manch einem der derzeit agierenden männlichen Kollegen wünschen würde. Zu großartiger Unterhaltung macht den Film auch, dass er die Damen in guter alter Ghostbusters-Tradition gegen übernatürliche Gegner antreten lässt, die sich – Tradition ist Tradition – in grünem Schleim manifestieren. Während ich mich mit dem bedingungslosen und bedenklich realitätsnahen Töten von „Feinden der Demokratie“ im Kino eher schwer tue, kann ich dem Schreddern, Einsaugen, Abstechen und Töten dieser Wesen nicht nur entspannt, sondern auch genussvoll zusehen. Vor allem, wenn diese es wie einige ihrer menschlichen Pendants als Aufforderung zum Übergriff verstehen, wenn eine Frau Augenkontakt mit ihnen hält. Als Verteidigungsstrategie ballern die Ladies dem riesigen Ballongeist ohne Absprache genau dahin wo es weh tut – eine sichere Methode den Griff des übermächtigen Gegners zu lockern. So läuft das nämlich, wenn tolle Frauen sich gegen Rüpel solidarisieren.

Eindrucksvoller als mit dem neuen Ghostbusters-Film hätte man kaum zeigen können, dass es sich bei Frauengruppen über 30 nicht automatisch um Selbsthilfegruppen handelt, sondern manchmal einfach nur um verdammt gutes Unterhaltungskino.

Katharina Görgen