Erzählen in den Medien: Es war sehr gut.

Hätten wir den Deutschlandfunk nicht mit der Kunsthochschule verwechselt, hätten wir den ersten Redner nicht verpasst. Aber hätten wir den ersten Redner nicht verpasst, wären wir vielleicht gar nicht wiedergekommen. Das wäre ihm nicht gerecht geworden, dem Redner, sicherlich. Aber es wäre relativ ehrlich gewesen, an diesem kalten Freitagabend. Nun von vorne:

Am vergangenen Wochenende lud der Deutschlandfunk zum „Kölner Kongress: Erzählen in den Medien“ in seine heiligen Hallen. Zwischen generischen Autohäusern und tragischen Resten der Ausläufer des Grüngürtels am links-unteren Außenrad Kölns gelegen, sieht das Gebäude von außen ein bisschen wie der Albtraum eines urbanen Krankenhauses aus. Wer sich davon nicht abhalten ließ, traf im Foyer des Deutschlandfunks nicht nur auf die klassische Pförtnerlounge im Stil öffentlicher Gebäude, sondern auch auf Exponate von Studierenden der Kunsthochschule für Medien Köln und die Ausstellung „Resonance as Speculation“, die über diesem imposanten Titel mit philosophischem Anklang Betonblöcke zum Sprechen brachte.

Von Freitag bis Samstag Abend drängten sich in der Rundfunkanstalt neben Radio- und Hörspielmacher*innen nun denn auch Akademiker*innen und Künstler*innen. Da der Kongress in Kooperation mit der KHM ausgetragen wurde, ergänzten einander im Programm klassische Vorträge und künstlerische Performances. Gingen in Sprachperformance (Swantje Lichtenstein: Sound Writing.) ineinander über und überlagerten sich akustisch – wenn man in der Pause zwischen zwei Panels über den Flur zur Toilette huschte und in eine Performance stolperte.

Zwischen emphatischen Feminismen (Maike Mia Höhne: Für eine neue Wirklichkeit) bis hin zu erratischen Theorie-ismen (Johannes Ullmaier: Geteilte Gegenwart) wurden die Zuhörer*innen mit einer angenehmen Streuung nicht-(nur)-akademischen Fabulierens über das Erzählen in den Medien beglückt. Beglückend auch: Das Feature am Freitag und die Hörspiel-Performance am Samstag Abend, die aus dem Kammermusiksaal live im Deutschlandfunk übertragen wurden.

Viele der Beiträge können übrigens auf den Seiten des Deutschlandfunks nachgelesen – oder selbstverständlich: nachgehört – werden. Unter anderem auch der Beitrag des ersten Redners über Getrude Stein, der vielleicht ein gutes Beispiel dafür ist, wie man in den Medien lieber nicht erzählt, wenn man zu mehr als nur zu Akademiker*innen sprechen möchte. Trotzdem: wer beim Kölner Kongress war, wird sich vielleicht im nächsten Monat ein bisschen weniger über die Rundfunkgebühren ärgern. Denn es war, wirklich + ohne Ironie, sehr gut.

Kölner Kongress: Erzählen in den Medien

2./3. März 2018

Raderberggürtel 40

50968 Köln