Gaming versus Education

IN DER ERZIEHUNG SICHER DURCH DEN MEDIENDSCHUNGEL VON COMPUTER, KONSOLE, SMARTPHONE UND CO.

Ob MMORPGs, Jump’N’Runs, Ego-Shooter, Adventure, MOBA, Social oder Serious Games. Von Quests, XPs, Re-Spawns, Skills, Multiplayer und Splitscreens über WASD, Avatars, Bugs, Easter Eggs, Upgrades, Quick-Time-Events, bis hin zu Tutorials, TeamSpeak, Raids, PvP, Noobs, Plugins, Mods, LAN-Parties, Let’s Plays sowie natürlich dem Browsergame-Giganten WoW …


Schon bei dieser kleinen Kostprobe der sogenannten Gamersprache wird ganz schön schnell Verwirrung gestiftet, hat man sich als mit ihr konfrontierter Zuhörer noch nicht ausreichend mit der Materie der Computer- und Konsolenspiele auseinandergesetzt. Dabei nimmt diese bekanntermaßen einen stetig wachsenden Anteil im Freizeitalltag von Kindern und Jugendlichen ein. Die Faszination, die immer mehr junge Menschen oftmals mehrere Stunden täglich an die Bildschirmunterhaltung der weiterhin expandierenden Softwareindustrie bindet, gründet sich auf die durch diese gebotene, individuelle Möglichkeit der virtuellen Interaktion mit den dargestellten Phantasiewelten: Selbst in das Spielgeschehen eingreifen zu können, dessen Verlauf mitgestalten und verantworten zu müssen und letztlich mit entsprechend grafischen Wundereffekten oder überraschenden Story-Twists für sein Mitfiebern und –wirken mal mehr, mal weniger belohnt zu werden.

Es ist dagegen kein Wunder,  dass viele Eltern die sich scheinbar rasend weiterentwickelnde digitale  Realität auf den heimischen Bildschirmen kaum bis gar nicht in all ihren Facetten, Inhalten und Möglichkeiten überblicken, geschweige denn, sich diese erklären können. Im Umgang mit den digitalen Spielewelten ihrer Kinder sowie eben deren konstanten Begeisterung am Gaming-Erlebnis stehen sie dann häufig vor einem großen Rätsel, einem kleinen Mysterium. Zunehmende Verwirrung und der wachsende Wunsch nach mehr Aufklärung im Bereich der Medienerziehung und -Kompetenzvermittlung ist hinsichtlich dieses aktuellen Kontinuums an Gaming-Software, Spielekonsolen, Online-Games oder Handy-Apps keine Schande für Eltern und Pädagogen, sondern in jeder Hinsicht verständlich: Man ist nun einmal nicht wie die heutige Generation der ‚Digitalen Elite‘ mit und in dieser rasant komplexer werdenden Mediengesellschaft aufgewachsen. Ebenso nachvollziehbar sind demnach auch die kritischen Bedenken, welche nicht allzu selten von Seiten der Erziehungsberechtigten bezüglich der vermeintlich schlechten Einflüsse, wie des vorschreitenden Realitätsverlusts, verlorengehender sozialer Kontakte sowie weiterer Gefährdungen der Heranwachsenden durch das regelmäßige Eintauchen in die virtuellen Spielwelten. Dazu kommt, dass eben diese – wie schon oft durch spekulierende Medienberichte über Tragödien wie Amokläufe an Schulen mehr als nur betont wurde – inhaltlich vorwiegend von Kampf, Krieg und ähnlichen nicht jugendfreien Themen bestimmt werden.

Selbst nach der am 01.04.2003 zu recht erfolgten Novellierung des Jugendschutzgesetzes treten Erwachsene dem medialen Freizeitinteresse  ihrer Kinder mit mehr oder minder gemischten Gefühlen entgegen: Kurz handelt es sich dabei um das JuSchG, das seit dem eine gesetzliche Alterseinstufung von Konsolen- und Computerspielen sowie eine verbindliche Alterskennzeichnung nach staatlich festlegten Kriterien, vorschreibt, nämlich die uns auf jeder in Deutschland zu erwerbenden Spielehülle anlächelnde Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle – besser bekannt unter der Abkürzung ‚USK‘.  Trotz staatlicher Vorkehrungen für den Jugendmedienschutz hindert ein generativ bedingtes Unverständnis von neuen Medien wie Smartphones- und Gaming-Konsolen eine kompetente Vermittlung von Medienwissen. Dies verdeutlicht den herrschenden Mangel unserer modernen Mediengesellschaft an pädagogischen Hilfestellungen zu Erziehungsmaßnahmen und –mitteln wie auch entsprechenden Fortbildungsangeboten, um den Heranwachsenden einen verantwortungsbewussten Umgang mit virtuellen Computerwelten und dem Konsum interaktiver Medien näher zu bringen.

Dieses erzieherische Defizit unserer heutigen von Massenkonsum der Massenmedien geprägten Zeit, ist bereits einigen in den letzten Jahren entstandenen Organisationen und Vereinen sehr bewusst geworden. Eben solche setzen sich stark für die Vermittlung von Medienkompetenzen an Kinder und Jugendliche, jedoch auch für medienpädagogische Aufklärung von und Arbeit mit Erwachsenen – egal ob Eltern, Pädagogen, Angestellte, Großeltern oder einfach interessierte Teilnehmer – ein. Dies geschieht beispielsweise, indem unter anderem Beratungs- und Informationsangebote, Mitmach-Seminare oder medienerzieherische Projekte praktisch umgesetzt werden.

Betrachten wir die Möglichkeiten medienpädagogischer Förderung und elterlicher Unterstützung in Köln, ist für die Erziehungsberechtigten spielbegeisterter Kinder der pädagogische Ratgeber zu Computer- und Konsolenspielen ‚Spieleratgeber NRW‘ des 2004 ins Leben gerufenen Vereins ComputerProjekt Köln e.V. ein zentraler Anlaufpunkt: Durch die in Zusammenarbeit jugendlicher Spieletester, einer eigenen Jugendredaktion und fachkompetenter MedienpädagogInnen erfolgenden Vergabe eines pädagogischen Gütesiegels und durch zahlreiche Tipps wird eine Hilfestellung in der zielgerichtete Medienerziehung gewährleistet. Mit ausformulierten Beurteilungen von beispielsweise Inhalt, Genre, Lernziel, Schwierigkeitsgrad und Altersempfehlungen eines kontinuierlich wachsenden Spektrums an bewerteten Games verschiedenster Geräte bietet das Vereinsprojekt leicht verständliche, pädagogische Orientierung für jedermann. Der Spieleratgeber umfasst neben aktuellen Nachrichten über Projekte im Bereich des Spielerlebens und der Medienpädagogik  auch grundlegendes Basiswissen zu den Gefahren und Möglichkeiten des (Computer-)Spielens, vor allem des Jugendmedienschutzes. Ein kurzer Blick auf den Online-Ratgeber lässt vielleicht das Herz eines so manchen Pädagogen – eventuell zur Zeit verzweifelt auf der Suche nach einem empfehlenswerten, pädagogisch wertvollen und gleichsam unbedenklichen Game für Jungen und Mädchen – höher schlagen ( Link: http://www.spieleratgeber-nrw.de).