Kritik zu „The Nice Guys“ (US 2016) von Katharina Görgen

Katharina Görgen und Peter Scheinpflug teilen sich seit geraumer Zeit ein gemeinsames Büro und lieben Filme über alles – nur nicht dieselben Filme. Dafür streiten sie sehr gerne. Und daher schreiben sie Kritiken zu denselben Filmen. Viel Spaß beim Lesen!

Wenn das Happy End eingeleitet wird mit der Feststellung „At least you are drinking again“, dann haben wir es zweifelsohne mit einem Buddy Movie der alten Schule zu tun. Damit Shane Black in dergleichen schwelgen kann, versetzt er seine Helden dann auch zurück in die 70er Jahre, wo coole Männer noch dauerrauchen, Frauen noch Objekte sein können und wahre Werte nur in unverdorbenen Kindern schlummern. In einem Universum also, in dem die Frauen auch im Tod noch schön sind, während Männern der Schmerz der letzten Sekunden ins blau verunstaltete Gesicht geschrieben ist. Zwar ist es ein wenig erstaunlich, dass auf Nebenhandlungen mit „rumpy pumpy“ (und wir wissen ja alles, was das heißt) weitgehend verzichtet wird; aber dann auch wieder nicht. Erzählt der Film doch die älteste aller Legenden mal wieder neu: Nichts kann schief gehen, wenn sich die richtigen, toughen buddies mit einem durchschimmernden weichen Kern unter der durchgetragenen Lederjacke finden.

Die Männerfreundschaft bleibt Dreh- und Angelpunkt, auch die Krimihandlung bleibt eher Beiwerk. Weder die darin verwickelte tote Pornodarstellerin namens Misty Mountains, die uns ihre beeindruckende Berglandschaft im Sterben noch einmal kurz demonstriert, noch eine abtrünnige „porno young lady“ aus der Elite Detroits, die einen „Artfilm“ als Mittel der Rebellion gegen die eiskalte Mutter einsetzt, können an der Marginalisierung der Ermittlungen etwas ändern. Dabei werden die Gewaltszenen immer grotesker, eine Steigerungslogik, die erst von der engelhaften 13jährigen Tochter von einem der Detektive aufgehalten werden kann. „If you kill him I will never talk to you again“, droht sie dem abgebrühten Jackson und rette damit das Leben des Schurken (namenlos und konsequenter Weise auf die Funktion des Schurken beschränkt). Wüsste man es nicht besser, könnte man sagen: Das Leben war so schön einfach mit 13, als es noch gut und böse gab und derartige Männerfreundschaften noch nicht als Machoscharade entlarvt waren.

Katharina Görgen