Kritik zu „MAGGIE’S PLAN“ (USA 2015) von Katharina Görgen

Katharina Görgen und Peter Scheinpflug teilten sich für geraume Zeit ein gemeinsames Büro und lieben Filme über alles – nur nicht dieselben Filme. Dafür streiten sie sehr gerne. Und daher schreiben sie Kritiken zu denselben Filmen. Viel Spaß beim Lesen!

Ich möchte die folgende Kritik mit einem Geständnis anfangen: Ich lese manchmal Kitschromane. Nach einem unnötigen Tag lese ich mit leichter Beschämung und großer Freude Bücher, in denen charmante Frauen großartige Männer bekommen. Ohne Ausnahme, immer. Das mag jetzt nicht ultimativ originell sein, tut aber manchmal der Seele gut. In MAGGIE’S PLAN ist weder am Ende noch am Anfang alles gut.

Die exzentrische Hauptfigur, mit der sich Frauen um die Dreißig angeblich identifizieren können, weil sie ach so authentisch ist, will ein Kind. Ohne Mann. Dann trifft sie aber einen, der so schön schreibt und den sie vor seiner eiskalten Gattin retten will. Dass er sich nicht selbst retten kann, hätte ein erster Hinweis darauf sein können, dass an seiner Seite nicht das große Glück zu erwarten ist. Ein zweiter ist, dass er beim ersten Sex die Hand auf ihre Brust legt und pausiert, als würde er immer noch obschon seiner Großartigkeit auf die Manifestation verdienter Superkräfte hoffen.  Weder konnte ich nachvollziehen, warum eine halbwegs intelligente Frau einen permanent über sich selbst sprechenden Egomanen retten möchte, noch, wie Ethan Hawke überhaupt mal eine Frau ins Bett bekommen hat. Zwar erkennt auch Maggie nach Jahren als alleinerziehende verheiratete Mutter, dass ihre Wahl ein klassischer Fehlgriff war, das ist dann aber  immer noch nicht das Happy End. Denn seine Ehefrau, die jetzt aus dem Tunnel der Selbstprofilierung herausgetreten ist, würde alles tun, um den kleinen Heuler zurückzubekommen. Dass Geschmäcker verschieden sind, ist mir bewusst, aber dass heute Filme immer noch erzählen, dass erfolgreiche Frauen mit zeitintensiven Jobs eine Entschuldigung für Affären sind und  dass andere Frauen gar das Bedürfnis haben lebensunfähige Anthropologen vor ihnen zu retten, ist das Gegenteil von Kitschroman.  Und auch von Emanzipation. Dass mit Rebecca Miller eine Frau so dermaßen stereotype Frauenbilder befördert, die Glück nur an der Seite des Mannes oder im Mutterdasein finden, sorgt für zusätzliches Befremden. Vielleicht lese ich gegen den Schock heute noch einen Kitschroman, in dem die Heldinnen charmant, aber nicht bescheuert sind und die Helden es wenigstens wert sind, dass man um sie streitet.

Katharina Görgen