Unsere Filmklassiker zur Weihnachtszeit

„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt“ – Heute wird die erste von vier Kerzen angezündet. Damit beginnt die Weihnachtszeit nun offiziell. Und was gibt es besseres, als sich mit selbstgebackenen Keksen und einem heißen Kakao drinnen vor der Kälte zu verkriechen und einen Film zu schauen, der alle Weihnachtsgefühle – wie unterschiedlich diese auch sein mögen – in uns auslöst? Nichts – das finden unsere Autor*innen und stellen ihre persönlichen Filmklassiker zur Weihnachtszeit vor. Außerdem gibt es zusätzlich eine weihnachtliche Serienempfehlung und abschließend eine Filmempfehlung der anderen Art, die sich kritisch mit Weihnachten auseinandersetzt.

Kevin – Allein zu Haus

Jedes Jahr scheint es aussichtslos diesem Film zu entkommen. Fest etabliert im Programm mag Kevin – Allein zu Haus nicht nur allseits bekannt sein, sondern ist für mich besonders nostalgisch, weil ich mit dieser weihnachtlichen Komödie viele Kindheitserinnerungen verbinde. Vor allem denke ich hierbei an Heiligabende, als man sich nach der Bescherung vor den Fernseher begab, um bei Kevins Frechheiten sorglos mitzulachen. Die chaotische Geschichte zeigt, dass zur Weihnachtszeit nicht alles rund laufen muss, was Kevin sogar zweimal zu spüren bekam, damit am Ende doch alles gut wird. Somit finde ich, dass dieser Film nicht nur ein Weihnachtsklassiker ist, den ich immer wieder schauen könnte, sondern fast sogar schauen muss! Vivien

Die Sissi-Trilogie

Sissi: Ein Heimatfilm, der zu Tränen rührt

Die drei Sissi-Filme (1955-1956) zur Weihnachtszeit zu gucken, hat Tradition. Schon seit der Kindheit meiner Mutter weint, lacht und leidet meine Familie mit der schönen Prinzessin und ihrem engsten Umfeld. Die Filme waren besonders damals Balsam für die Seele der mental ausgehungerten Nachkriegsgesellschaft. Nicht viele Filme geben so viel her, dass man sie immer und immer wieder gucken könnte. Aber wenn man meinen Opa zum Ende des dritten Filmes anguckt, tränenüberströmt und mit Glück im Herzen, sieht man: Sissi ist etwas Besonderes.

Die Filme erzählen von der –zum Ende hin tragischen – Geschichte der bayrischen Prinzessin Elisabeth (Romy Schneider), die durch eine schicksalhafte Begegnung mit Kaiser Franz Joseph (Karl Heinz Böhm) zur Kaiserin von Österreich gekrönt wird. Ja, es sind Filme mit viel Kitsch und Liebe und schönen Kleidern. Aber wer genau hinsieht merkt: Das Leben der 15-jährigen Kaiserin war kein Leichtes. Lebte sie doch in ihrer Heimat auf Possenhofen noch ein freies Leben, so wurde ihre Verspieltheit und Kindlichkeit im Kaiserhaus erdrückt und missbilligt. Die Schwiegermama, Erzherzherzogin Sophie, darf nicht geduzt werden, Ausbrüche der Freude werden als unschicklich angesehen und auch ihren Ehemann bekommt Sissi kaum zu Gesicht. Einsamkeit liegt auf dem Gesicht der jungen Frau.

Die Sissi-Filme sind kein getreues Abbild der österreichischen Monarchie des 19. Jahrhunderts. Die wichtigsten Aspekte stimmen jedoch – die schnelle Entfremdung der jungen Elisabeth vom Wiener Hof, ihre Ungarn-Begeisterung, ihre ständigen Fluchten ins Ausland. 

Die Figuren der Filme sind bis ins Detail ausgefeilt und makellos besetzt. Die meisten Herzen gewinnt wahrscheinlich Sissis Vater, der Herzog Max (Gustav Knuth) für sich. Mit seinem bürgerlichen Auftreten, weitem Herzen und fantastischem Schnurrbart brilliert er in jeder Szene. Aber auch die anderen Figuren bringen einen dazu, beizeiten wirklich laut aufzulachen. Insbesondere der unbeholfene Oberst Böckl (Josef Meinrad) ist Grund für regelmäßiges Schmunzeln.

Die Sissi-Filme sind absoluter Kult. Ein Weihnachtsprogramm ohne Romy Schneider und Karl Heinz Böhm ist kaum vorstellbar. Hinter den Kulissen war jedoch nicht alles so heiter. Obwohl Regisseur Ernst Marischka weitere Sissi-Filme geplant hatte, lehnte Romy Schneider das Angebot trotz Millionengage ab. Später beklagte sich die Schauspielerin, die Rolle klebe an ihr „wie Grießbrei.“

Aber es geht doch weiter: Netflix will das Leben der österreichischen Kaiserin jetzt mit der Jungschauspielerin Devrim Lingnau in der Hauptrolle verfilmen. Der Starttermin soll im Frühjahr 2022 sein. Der Titel der Miniserie: The Empress – Die Kaiserin. – Ivana

Die Zürcher Verlobung

Als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal den Film Die Zürcher Verlobung – Drehbuch zur Liebe gesehen habe, habe ich mich gleich in den Film verliebt. Er ist, das muss ich ehrlich zugeben, ganz genau so kitschig und mittelmäßig wie der Titel es vermuten lässt, obwohl Christoph Waltz als männlicher Hauptdarsteller – trotz ungewohnter Rolle – erwartungsgemäß abliefert. Insgesamt ist es für mich eher ein Guilty-Pleasure-Film… allerdings beruht er auf dem Roman Die Zürcher Verlobung von Barbara Noack und der gleichnamigen Verfilmung aus dem Jahr 1957, die ich dank des Remakes entdeckt habe und von ganzem Herzen weiterempfehlen möchte! Es ist ein echter Winterfilm, der sich an Sylvester noch besser schaut als an Weihnachten. Außerdem handelt es sich nicht nur um eine charmante Liebeskomödie, sondern auch um die Geschichte einer unabhängigen jungen Frau in den 50er-Jahren, die verkörpert wird von der wunderbaren Liselotte Pulver. Mit sehr viel Eigensinn und Humor macht sie als Juliane Thomas einen romantischen Umweg von Hamburg über das verschneite Zürich nach Berlin, und die Charaktere, die sie auf dieser Reise trifft, muss man einfach liebgewinnen. Die Zürcher Verlobung ist ein Film, den man immer wieder sehen kann – und der am allerschönsten ist, wenn die Winterwelt draußen stillsteht und man drinnen im Warmen diese 106 Minuten einfach nur genießt. – Sonja

Der Herr der Ringe – Trilogie

Von allen Filmen auf dieser Liste ist die Der Herr der Ringe – Trilogie (2001, 2002, 2003) vermutlich die Filmreihe, die am wenigsten mit Weihnachten an sich zu tun hat. Weder findet Frodo den einen Ring unter dem Christbaum, noch schlüpft Gandalf trotz des langen Bartes durch enge Kamine, um Geschenke an Kinder zu verteilen. Trotz alldem oder vielleicht grade deshalb ist Der Herr der Ringe für mich der Weihnachtsklassiker schlechthin.

Die meisten von euch sind vermutlich bereits mit der Handlung vertraut: Um die Völker Mittelerdes zu retten, müssen der Hobbit Frodo Beutlin und seine Gefährten den einen, magischen Ring, der unvorstellbare Kräfte hat und der dem dunklen Herrscher Sauron gehört, vernichten. Eine klassische Heldengeschichte eben. Während die Rahmenhandlung an sich nicht direkt ein Weihnachts-feeling auslöst, so behandelt die Reihe trotzdem das eine Thema, was wir wohl alle mit Weihnachten verbinden: Familie. Frodo und seine Gefährten wachsen über alle drei Filme hinweg immer mehr zusammen, sind somit quasi das Symbolbild der „found family“ trope. Also nicht nur ein Film für die ganze Familie, sondern auch, passend zu Weihnachten, über das Zueinanderfinden und das einander wertschätzen Lernen.

Für mich hat Der Herr der Ringe grade deshalb so einen großen Stellenwert als Traditionsfilm zu Weihnachten, weil ich ihn mit meiner Mutter früher jedes Jahr an Heiligabend zusammen geschaut habe. Wenige Filme habe ich so oft gesehen, wie diese und gerade auf Grund dieser Vertrautheit verbinde ich sie mit so einem starken Gefühl von zuhause und Weihnachten – und das, obwohl der Film ohne Weihnachtslieder, Christbaumschmuck und Lebkuchen auskommt.

Aber auch aus anderen Gründen bietet sich Der Herr der Ringe für ein Rewatch an Weihnachten an. Wer an Weihnachten jährlich die Familie besuchen geht, der kennt vermutlich die Diskussion rund um die Frage, welche Filme geschaut werden sollen. Je mehr Familienmitglieder anwesend sind und je länger der geplante Aufenthalt dauern soll, desto mehr Filme müssen ausgesucht werden. Dadurch, dass die Der Herr der Ringe – Trilogie je nach Edition gute neun Stunden umfassen kann, ist der Weihnachtsabend mit dieser Wahl leicht vor einem heiklen Familienkonflikt bewahrt. Das ist besonders angenehm, wenn ihr, wie ich, jedes Jahr drei volle Tage den Weihnachtswahnsinn mit der Familie durchstehen müsst und vom Familienhorror eine kleine, neunstündige Auszeit benötigt. Aber keine Sorge, auch für die Familienscheuen, Singles und Weihnachtsmuffel unter euch ist Der Herr der Ringe die richtige Wahl. Schließlich sind neun Stunden Film nicht zu unterschätzen, damit kriegt man mindestens einen halben Tag rum. Mit den bis zu 26 Stunden Specials, die in manchen Editionen enthalten sind, vergehen dann Heiligabend und sogar der erste Weihnachtstag wirklich wie im Flug.

Somit ist Der Herr der Ringe wohl der perfekte Weihnachtsfilm. Er umgeht geschickt die Diskussion rund um die Filmauswahl, vermittelt ein Gefühl von Vertrautheit und familiären Zusammenhalts und ist sowohl ein Film für die ganze Familie als auch für Weihnachtsmuffel, die sich wünschen, dass Weihnachten möglichst bald vorübergeht. – Oliver

Der Kleine Lord

Wie Kekse backen, das Zuhause weihnachtlich dekorieren und auf den Weihnachtsmarkt gehen, gehört es in meiner Familie auch dazu, dass jedes Jahr in der Weihnachtszeit Der Kleine Lord geschaut wird. Das ist die Geschichte von Cedric, der im Jahr 1872 mit seiner Mutter von New York nach England zu seinem Großvater, dem Earl von Dorincourt, ziehen soll, wo er auf das Leben eines Aristokraten vorbereitet werden und den Titel „Lord Fauntleroy“ tragen soll. Cedric sieht in seinem Großvater von Beginn an einen Helden, den „Freund und Helfer“ der Armen und seinen neuen besten Freund. Für die Zuschauer*innen wirkt der Earl aber alles andere als sympathisch oder gar heldenhaft: Er ist unfreundlich, arrogant, humorlos und empathielos. Doch der kleine Lord mit seinem kindlichen und naiven Denken idealisiert den Großvater. Und siehe da: ein neuer Earl entsteht. Mit der Zeit schafft es Cedric mit seinem Mitgefühl für andere und seinen Glauben in andere, die britische Aristokratie für sich zu gewinnen, Menschen zusammen zu bringen und sogar das scheinbar harte Herz des Earls zu erweichen.

Der kleine Lord macht aus der verstaubten und versteiften englischen Aristokratie, mit Fracks, hochgestochenen Namen und strenger Etikette, einen lebhafteren Ort. Wenn Cedric auf einem Ball im Schloss das Orchester dazu bringt „Oh, Dem Golden Slippers“ zu spielen, dieses dann gesanglich begleitet und die Anwesenden nach anfänglicher Skepsis beginnen zu tanzen, muss ich jedes Mal aufs Neue schmunzeln. Cedric selbst wächst in einer bescheidenen Gegend New Yorks auf, vergisst aber während seines Aufenthalts auf dem Schloss niemals die Armen und Bedürftigen. Dieses Mitgefühl, das Cedric für andere Menschen hat, berührt und dient dem Earl und vielleicht sogar uns, den Zuschauenden, als Vorbild. Damit gibt es auch eine klassisch weihnachtliche Botschaft mit dem Aufruf zu teilen und zu helfen. Und auch wenn es einmal dramatisch wird und Probleme und Konflikte innerhalb der Familie thematisiert werden: am Ende wird doch wieder alles gut und harmonisch.

Der Kleine Lord ist ein Wohlfühlfilm für mich, der Harmonie, Wärme und vor allem Vertrautheit ausstrahlt. Ich weiß ganz genau, was passiert, ich weiß, wann es lustig wird, wann einem warm ums Herz wird und ich kenne alle Figuren. Von einem Weihnachtsfilm erwarte ich keine unerwartete Wendung in der Handlung und keine komplexe Erzählung, bei der ich zu jeder Minute völlig konzentriert sein muss. Jedes Jahr beende ich den Film mit einem Lächeln im Gesicht und einem wohligen Gefühl im Bauch. Und das ist es, was ich erwarte. Nicht mehr und nicht weniger. Deswegen ist Der Kleine Lord auch „der eine“ Weihnachtsklassiker für mich.

Und scheinbar ist meine Familie bei weitem nicht die einzige, die einschaltet, wenn diese Filmadaption aus dem Jahr 1980 mit Alec Guinness und Ricky Schroder in den Hauptrollen wieder einmal bei der ARD zu sehen ist: Letztes Jahr am 18.12.2020 erreicht Der Kleine Lord mit einer Sehbeteiligung von 21,7 Prozent und 7,45 Millionen Zuschauer*innen die höchste Reichweite des Tages.

Falls auch ihr den Film auf keinen Fall verpassen wollt: Dieses Jahr läuft er am 17.12. um 20:15 Uhr in der ARD. – Sara

Weihnachten zu Hause

Zwar handelt es sich hierbei nicht um einen Film, sondern um eine Serie, aber sie ist es auf alle Fälle wert in unserer Liste aufzutauchen! In der Netflix-Serie Weihnachten zu Hause beginnt der Single Johanne (Ida Elise Broch) in den Tagen vor Weihnachten das perfekte Date für die Weihnachtsfamilienfeier zu finden, um die ständigen Fragen nach einem Partner ihrer Familie ein für alle Mal zu beenden. Die norwegische Serie schafft es trotz der kleinen und großen Fails auf diesem Weg ein wohliges Gefühl zu verbreiten. Als ich letztes Jahr die zweite Staffel geschaut habe, war ich in Quarantäne, und trotzdem hat sie es geschafft, dass ich mich für ein paar Stunden in einem kleinen Städtchen in Norwegen, bedeckt vom Schnee, unbeschwert zu fühlen. Die insgesamt 2 Staffeln mit jeweils 6 Folgen (ca. 30 Minuten) lassen sich außerdem entweder perfekt auf jeden zweiten Tag vor Weihnachten aufteilen oder an einem Adventswochenende durchbingen! Für mich auf jeden Fall eine Serie, die man ohne Probleme immer wieder schauen kann! – Emma

Der Grinch

Wie er Weihnachten klaute und es so rettete. 

Der Grinch. Häufig als Synonym genutzt für Menschen, welche alles an Weihnachten hassen. Ein Grinch hasst die festliche Stimmung, ein Grinch versucht allen anderen das Fest zu ruinieren. Doch der ursprüngliche Grinch aus dem Jahre 2000, verkörpert von Jim Carrey, hasst nicht Weihnachten an sich, sondern den ganzen Kommerz, das Wettrüsten der Lichterketten an Häusern und die verzogenen Gören, welche immer mehr, immer teurere Geschenke verlangen. 

Das ist für mich das faszinierende am Grinch. Der Film hat bereits 2000 pointiert aufgezeigt, dass das Fest der Liebe und Familie eigentlich ein vom Kapitalismus durchzogenes Konstrukt ist, dessen einzige Existenzgrundlage der Verkauf von Christbaumkugeln, Lametta und Kunstschnee ist. Ein Fest, was statt Liebe Stress, Verdruss und Einsamkeit sät. Jeder*r ist sich selbst, der*die Nächste. Alle denken nur an sich selbst. Ein Geschenk wird nur gemacht, um sich selbst zu gefallen; nicht, um anderen eine Freude zu machen.  

Daher spricht der Film mir aus der Seele, spiegelt meine Meinung zum Weihnachtsfest perfekt wider. Doch das wahre Magische an dem Film, der Weihnachtsmoment, der einem das Herz aufgehen lässt, ist, dass der Film zeigt, worum es eigentlich an Weihnachten geht. Es geht um die Freunde und Familien, es geht um die Liebe zu anderen Menschen. Es geht um das Verschenken von Freude.

Also ist der Grinch kein Synonym für den Hass auf Weihnachten, sondern eine Erinnerung. Es geht nicht um Geschenke oder sonstigen Schnickschnack. Es geht um die Menschen, die man liebt. 

Würg Kitsch (Anmerkung des Autors)  – Æther