Von Simone Oger
Entscheidungen sind allgegenwärtig. Man entscheidet sich für ein paar Schuhe, eine Sorte Nudeln beim Italiener, für ein Land, das man bereisen möchte und eine Uni an der man studiert. Aber wie soll man diese Entscheidungen treffen? Welche Entscheidungen sind überhaupt uns überlassen und welche schon im Vorhinein entschieden?
Ich denke gerade viel darüber nach, weil ich am Ende meines Studiums bin. Ich will ein gutes Leben führen und ein guter Mensch sein – aber wie? Da warten so einige, wichtige Entscheidungen auf mich – auf uns alle eigentlich. Die Generation Y ist ziellos, so heißt es. Sie weiß nicht genau wo sie hingehört und was ihre Aufgaben sind. Unsere Großeltern hatten mit den Folgen des Zweiten Weltkrieges zu kämpfen, unsere Eltern demonstrierten für den Mauerfall. Uns geht es allem Anschein nach zu gut. Wir sind die Kinder des Informationszeitalters. Wir haben genug zu Essen, tolle Klamotten und Smartphones. Wir können verreisen und machen am Wochenende Party mit unseren Freunden. Wir studieren oder arbeiten, können uns unsere große Liebe aussuchen und entscheiden, wie wir mit ihr den Rest unseres Lebens verbringen möchten – wir sind ganz einfach frei. Doch auch wenn es uns gut geht, gibt es natürlich auch jetzt Krisen und Probleme auf der Welt. Und nicht allen von uns ist das egal. So leben Viele von uns vegetarisch oder vegan, setzen sich für Flüchtlinge ein oder engagieren sich für Nachhaltigkeit. Ich finde das toll und würde auch gern so sein, aber manchmal weiß ich einfach nicht, wo ich anfangen soll!
Das Problem ist: Ich hasse Entscheidungen! Egal ob es etwas Banales ist, wie den Film auszusuchen, den wir bei Netflix schauen oder etwas Wichtiges z.B.: welcher Organisation ich gerne beitreten möchte. Ich überlasse die Entscheidung grundsätzlich immer meinen Begleitern. Eventuell gebe ich eine Richtung vor oder schließe etwas aus, aber die letzte Entscheidung treffe ich nicht. Der Punkt ist aber nicht, dass ich mich für die Dinge nicht interessiere, sondern dass ich mich einfach nicht entscheiden kann, für welche der Möglichkeiten mein Herz am meisten brennt. Ich will am liebsten ALLE Filme sehen, ich will ALLEN Hilfsorganisationen beitreten, ich will JEDE Kultur kennen lernen, will JEDEN Käse auf der Welt probieren und möchte am liebsten JEDEN Studiengang ausprobieren.
Ein Problem dabei ist, dass das in der Praxis natürlich schwer umzusetzen ist. Wenn man realistisch ist, hat jeder von uns etwa 80 Jahre Zeit (die Frauen vielleicht etwas länger) die Welt so zu verändern und zu beeinflussen, wie man sie selbst gerne haben möchte. Da muss man sich ganz schön beeilen und seine Entscheidungen bedacht treffen. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass man keine falschen Entscheidungen treffen darf. Meist ist es ja so, dass man durch einen Fehler mehr lernt, als durch 10 Jahre richtige Entscheidungen. Also machen wir Fehler so lange es unser Umfeld und unser Herz zulässt, aber verlieren dennoch unser Endziel nicht aus den Augen.
So alt wie die Menschheit selbst, ist das einfach auszusprechende glücklich sein, das meist genannte Ziel eines Jeden und trotzdem schwer zu erreichen. Als guter Mensch gehört eben auch dazu, unseren Planeten nicht schlimmer zu verlassen, als man ihn vorgefunden hat und den Menschen auf dieser Welt möglichst wenig Schmerzen zuzufügen. Ist dieses Ziel naiv? Auf jeden Fall! Kann man das Ziel erreichen? Natürlich nicht – zumindest nicht in Gänze! Aber genauso wie das Streben nach Glück ist das Streben danach ein guter Mensch zu sein, für mich eine Notwendigkeit, um nicht den Verstand zu verlieren. Die Hoffnung darauf mit 80 Jahren sagen zu können: „Ich habe alles getan was ich konnte um die Welt besser zu machen.“ Treibt mich an und führt langsam auch dazu, dass ich Entscheidungen lieben lerne. Denn auch wenn ich es hasse sie zu treffen, liebe ich was ich damit letztendlich bewirken kann. Jetzt muss man sich nur noch trauen anzufangen…