Sie gilt heute als eine DER deutschen Hollywood- und Stilikonen des 20. Jahrhunderts; bekannt durch ihre langen Beine, ihre tiefe, sinnliche Stimme und die Hosenanzüge, die sie für Frauen in die breite Öffentlichkeit trug – doch sie war mehr als das.
Marie Magdalene Dietrich wurde am 27. Dezember 1901 in Schöneberg geboren. Sie wuchs in einer wohlhabenden Familie mit ihrer Mutter, ihrem Vater und ihrer älteren Schwester Elisabeth auf und hatte das Privileg einer gutbürgerlichen Ausbildung. Nach dem Tod ihres Vaters, heiratete die Mutter 1914 den Offizier Eduard von Losch, zu dem die Familie nach Berlin zog. Dieser fiel jedoch schon 1916 im Krieg. 1918 begann Marlene ihre Ausbildung der Staatlichen Musikschule Weimar bei Robert Reitz, um Konzertgeigerin zu werden. Sie wechselte später für ihre Ausbildung wieder nach Berlin, wo sie jedoch an einer Sehnenentzündung erkrankte und sich für die Schauspielerei entschied.
Die ersten Bühnenauftritte Marlenes waren in unterschiedlichen Varietés in ganz Deutschland, ihre erste große Rolle hatte sie 1922 in dem Stück Der Widerspenstigen Zähmung von Shakespeare am großen Schauspielhaus in Berlin. Parallel nahm sie privaten Schauspielunterricht bei Mitgliedern des Reinhardt-Ensembles, und führte wohl von September 1922 bis April 1923 92 Theateraufführungen auf. Auf Initiative ihres Onkels Willi Felsing gelang Marlene 1923 ihr Leinwanddebüt in So sind die Männer unter der Regie von Georg Jacoby. 1923 lernte sie bei dem Dreh für die Stummfilme Tragödie der Liebe, unter der Regie von Joe May, Robert Sieber kennen, den sie noch in dem Jahr heiratete und mit dem sie bis zu seinem Tod, trotz der Trennung in den 1930er Jahren, verheiratet blieb. Zusammen bekamen sie 1924 die Tochter Maria.
Ihren internationalen Durchbruch erreichte „die Dietrich“, wie sie auch liebevoll genannt wird, mit der Rolle der Lola Lola in Der blaue Engel 1930. In dem Film sang sie den Song Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, welcher zu einem Mega-Hit wurde. Kurz darauf unterschrieb sie einen Vertrag bei Paramount Pictures und änderte ihr Image drastisch hin zu einer „Femme Fatale“. Bereits ihr erster Hollywood-Film Marokko (1930) wurde ein Erfolg und sie wurde für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert. Um die Verkaufszahlen wieder zu erhöhen, vollzog sie einen weiteren Imagewandel zur kämpfenden Barfrau mit schlüpfrigen Liedern und einem androgyneren Kleidungsstil in Der große Bluff (1939). In diesem Jahr nahm Marlene die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Ein Jahr zuvor war sie nach Paris gezogen, wo sie auf Grund der politischen Entwicklungen meist deutsche Flüchtlinge vor allem finanziell unterstützte. Sie engagierte sich von Beginn des zweiten Weltkrieges an aktiv gegen die Nationalsozialisten, indem sie jahrelang durch die Vereinigten Staaten und Europa reiste, um dort für Kriegsanleihen zu werben und die amerikanischen Truppen zu unterhalten. Nach Kriegsende kehrte Marlene 1945 nach New York zurück und startete ihr Comeback mit mehreren Filmen, wie zum Beispiel Eine auswärtige Karriere (1948) oder auch Die Reise ins Ungewisse (1951).
Ab 1953 sah man sie dann nur noch größtenteils als Sängerin auf der Bühne. Ihr letzter ,richtiger‘ Kinofilm „Das Urteil von Nürnberg“ kam 1961 raus, wobei sie bis zu ihrem 75. Lebensjahr noch weiter tourte. Das Ende ihrer Karriere läutete Marlene wegen immer stärker werdenden Alkoholprobleme und einem Oberschenkelhalsbruch 1975 ein, und zog sich von da an, abgesehen von einem letzten Film 1979, in ihrer Wohnung in Paris zurück. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod 1992 – nur Besuch von engen Freunden und ihrer Familie waren erlaubt. Sie schrieb eine Autobiografie (Nehmt ruhig mein Leben), die 1979 herauskam und stimmte nach einiger Überredung einem Dokumentarfilm (Marlene, 1984) von Maximilian Schell zu, dem sie jedoch nur Stimmaufnahmen und keine Filmaufnahmen erlaubte. Zu ihm soll sie wohl gesagt haben:
„Ich bin zu Tode fotografiert worden.“
Offiziell starb Marlene Dietrich am 6. Mai 1992 an einem Herz- und Nierenversagen.
Das Abschotten von der Gesellschaft gegen Ende ihrer Karriere und ihr narzisstisches Gehabe wurde in der Vergangenheit oftmals als einen Versuch ihrerseits interpretiert ihr ,alterndes‘ Ich nicht zu zeigen und ihre perfekte Fassade aufrecht zu erhalten. Doch für die meisten steht Marlene Dietrich nicht nur für diese Ichbezogenheit, sondern vor allem für Innovation, Revolution und Freiheit.
Man bezeichnet sie nicht ohne Grund als Stilikone des 20. Jahrhunderts. Mit ihrer Mode – vor allem den Hosenanzügen, und ihrem doch eher androgynen Kleidungsstil, revolutionierte sie die Mode der Frau, und brach so mit veralteten Rollenbildern. Sie schaffte es immer wieder, sich neu zu erfinden und selbst zu übertreffen. Aber nicht nur ihre Revolution gegen eingestaubte Rollenklischees in der Modewelt, sondern auch in der Welt der Sexualität, ist für mich ein Grund mehr, sie im Feminism Friday vorzustellen. Marlene Dietrich soll bisexuell gewesen sein und sich trotz der Gefahr, die die Zeit des Nationalsozialismus mit sich brachte, gesagt haben:
„Ja, soll denn etwas so Schönes nur einem gefallen, die Sonne, die Sterne gehörn doch auch allen.“
Sie hatte ihr Werte, die sie vertrat, und an denen auch nicht zu rütteln war. Trotz eines Filmangebotes von Goebbels, lehnte sie ab und änderte ihre Staatsbürgerschaft. In ihrer Autobiografie Das ABC meines Lebens schrieb sie:
„Es ist kein leichter Entschluss, seine Nationalität zu wechseln, selbst dann nicht, wenn man die Ansichten und Methoden, die das Geburtsland plötzlich gutheißt, verachtet. Auch wenn man sich das Gegenteil einzureden versucht: all das verleugnen zu müssen, was man als Kind zu ehren lernte, gibt einem das Gefühl von Treulosigkeit. Die Liebe und Achtung für das Land, das einen aufgenommen hat, haben damit nichts zu tun.“
Und trotz der vielen Kritik, die sie in den Jahren nach dem Krieg in Deutschland erfahren musste – ob es Anspucken oder Beleidigungen waren –, stand sie immer für ihren Kampf gegen die Nationalsozialisten ein und ließ sich nicht beirren, wie sie ironisch in einem Interview zeigte:
„Angst? Nein, ich habe keine Angst. Nicht vor den Deutschen, nur um meinen Schwanenmantel, aus dem ich Eier- oder Tomatenflecken kaum herausbekommen würde, um den habe ich etwas Angst.“
Sie war ein Star während des zweiten Weltkrieges in Uniform, eine Perfektionistin – man muss sich nur mal ihre atemberaubenden Bühnenoutfits angucken – und eine Freiheitskämpferin.
Ihr Auftritt war mehr, als der einer Schauspielerin. Ihr Auftritt war wichtig, gesellschaftskritisch und vor allem war er „Marlene“, immer war sie sich treu und überzeugte so ihr Umfeld. Eigenschaften, die man sich vielleicht selbst mal aneignen sollte? Und wer möchte nicht von dem Herzensbrecher Ernest Hemingway persönlich so beschrieben werden, wie er es über Marlene tat:
„Selbst wenn sie nichts anderes als ihre Stimme hätte, könnte sie damit dein Herz brechen.“
Abschließend also eine Frau, die wusste wir sie mit ihren Reizen zu spielen und sich ihren Gegnern entgegenzustellen hat. Ein Vorbild für viele Generation und heute genauso aktuell, wie noch vor 60 Jahren.