Audre Lorde – Eine Kämpferin für alle

Audre Lorde beschrieb sich selbst als „Feministin, Lesbe, Kriegerin, Schwarze Aktivistin, Dichterin, Mutter und Krebsüberlebende“. Ihre Bücher sind weltweit verbreitet und sie gilt bis heute als einer der Ikonen der zweiten feministischen Bewegung.

Lorde wurde 1934 in New York als Kind zweier karibischer Immigrant*innen geboren. Sie wuchs in New York City auf, ging auf die Hunter College Highschool für Hochbegabte und machte schließlich ihren Master in Bibliothekswissenschaft an der Columbia University. Während ihres Studiums arbeitete sie als Ghostwriterin, Sozialarbeiterin und Bibliothekarin. Später wurde sie Professorin für englische Literatur am Hunter College.

Sie war ab 1962 kurzzeitig mit einem schwulen Mann verheiratet, bekamen zwei Kinder, ehe sie sich 1970 wieder scheiden ließen. Den Rest ihres Lebens verbrachte Lorde mit Frauen in unterschiedlichen romantischen und sexuellen Konstellationen.

Die Zeit zwischen 1984 und 1992 wird häufig als ihre „Berliner Jahre“ bezeichnet. In dieser Zeit verbrachte sie viel Zeit in Berlin, gab Lesungen und Workshops in der BRD und DDR. Dadurch beeinflusste sie Schwarze und Weiße Feminist*innen in Deutschland und ganz Europa.

Audre Lorde schrieb ihre ersten Gedichte in der achten Klasse. Sie schrieb Gedichte, um ihre Gefühle auszudrücken. Sie brachte mehrere Gedichtbände raus, in denen es unter anderem um Themen wie Liebe, Verrat, Geburt und der Komplexität der Kindererziehung geht. In ihren Büchern engagierte sie sich besonders für die Rechte von Lesben, Schwulen und für den Feminismus. Ein weiteres zentrales Thema ihrer Bücher war Krebs. Die 1980 veröffentlichten Cancer Journals schilderten ihre Erfahrungen mit Brustkrebs. Sie war die erste afroamerikanische Lesbe, welche über ihre Erfahrungen schrieb. Lorde wollte Kraft und Wissen aus ihrem Leiden schöpfen und es weitergeben. 

Ihre Literatur gilt als ein Auslöser für einen Wandel, welcher die Communities einte, denen sie angehörte: Black People of Color, Frauen und Lesben. Audre Lorde hat den feministischen Kampf bereits intersektional gedacht, eher der Begriff überhaupt 1980 aufgekommen ist. Sie war eine Wegbereiterin für kommende Generationen. Sie betonte immer wieder, wie wichtig es sei die Unterschiede zwischen den Menschen zu nutzen, Brücken zu bauen, sich der eigenen Macht bewusst zu werden und sie konstruktiv einzusetzen:

„It is not our differences that divide us. It is our inability to recognize, accept, and celebrate those differences.“

-Audre Lorde – Our Dead Behind Us. Poems (1986)

Lorde verstarb 1992 im Alter von 58 Jahren an Krebs. Kurz vor ihrem Tod nahm sie in einer afrikanischen Namenszeremonie den Namen Gamba Adisa an, der „Warrior: She Who Makes Her Meaning Known“ bedeutet. Sie hinterließ eine Fülle an Literatur und Denkansätze, welche bis heute den intersektionalen Queerfeminismus prägen. Audre Lorde war aber nicht nur Theoretikerin und Autorin, sondern zuerst eine flammende Kämpferin. Sie zeigte, durch ihren Aktivismus, dass es sich lohnt für das zu kämpfen, was einem wirklich wichtig ist. Nur so erreichen wir einen positiven Wandel der Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die offener ist. Eine Gesellschaft, in der jeder Mensch ohne Angst so sein kann, wie er*sie ist. Doch bis zu diesem utopischen Tag heißt es weiterkämpfen, damit die Vision, welche Audre Lorde und viele anderen Kämpfer*innen bereits im 20. Jhd. hatten, endlich wahr wird:

“When I dare to be powerful – to use my strength in the service of my vision, then it becomes less and less important whether I am afraid.”

-Audre Lorde – Second Sex Conference, New York (1979)

Bild: Elsa Dorfman