VR mit dem ganzen Körper – Das Somafest 2023

Mit einer VR-Bille über den Augen wurde ich per Fahrstuhl in das höchste Stockwerk transportiert, und was mir dort begegnete, war freie Sicht auf die Stadt, eine Planke und ein Fall voller Nervenkitzel in die Tiefe...


Das erste Somafest – XR with all senses im Cologne Game Lab TH Köln im August 2023 beschäftigte sich diskursiv mit der Frage der Einbindung des Körpers und der vollen Ausnutzung des virtuellen Raumes. Die Abkürzung X(V)R steht dabei für „Extended Virtual Reality“ und beschreibt nicht nur die bloße Erweiterung des Visuellen, sondern des ganzen Körpers. Die Festivalsdirektorin Katharina Tillmanns hat vor Beginn des Festes zu einem kleinen Interview mit mir eingewilligt, in dem sie den Sinn der Exhibitionen erläutertet hat: Das Soma-Festival mixt die künstliche Forschung mit der Forschung der Kommunikation. Als Hackathon wurden die Entwickler:innen der Prototypen bezeichnet, die vor einem Computer getestet wurden. Des Weiteren integrierten Spiele wie I spy with my little eye tanzähnliche Bewegungen, indem eine Person unsichtbare Linien in die Luft zeichnete und sich die Person mit VR-Brille dazu bewegen mussten. Die Exhibitionen und Workshops basierten auf „body-based design“, bei dem unterschiedliche Bereiche der Kunst kooperativ verbunden und soziale Beziehungen zwischen Schauspieler:innen, Gamedesigner:innen, etc. geknüpft werden. Als Ausgangspunkt diente immer eine Idee, die dann in ein spielbares Konzept umgesetzt wurde. Die 12 Exponate umfassten verschiedene Aspekte wie Party, Unterhaltung, Nachdenkliches und Experimentelles. Tillmanns sieht den Mehrwert in VR und Mixed Reality darin, dass es zum einem nicht in der Industrie verankert ist und zum anderen umfangreiche Technik besitzt, um ein neues Erlebnis von Körperlichkeit zu schaffen. Dies umfasst einen weiten Spielbegriff: Erkundung und Bewegung durch Erlebnisse im Raum, mit beständigen Ausbaumöglichkeiten.

Als ich im Gleitschirmsimulator saß, konnte ich erst so richtig das „body-based design“ verstehen. Mein ganzer Körper befand sich in Originalposition im Gurtzeug, wobei die Füße in der Luft hingen. Das hat das Gehirn überzeugt, dass ich tatsächlich in der Luft sei. Die Virtuelle Realität war glaubhaft und ich konnte über Städte und Wälder umherfliegen. Körpermechanismen werden durch visuellen Input ausgelöst und das Erlebnis wird immersiv für den Spieler. Beim Spiel der Planke arbeitet der Körper ebenso mit, da Höhenangst gespürt wird und sich nicht jeder traut, den Sprung zu wagen, oder mit Schwindelgefühlen kämpfen muss, wenn es dann doch hinab geht. In einem weiteren Spiel, Amends, erlebte ich als das Kind in der Geschichte, wie die Beziehung zur Mutter mit den Jahren zerfällt. Mein Raumgefühl wurde ständig beeinflusst, wenn ich als Kind nicht mal bis zum Tisch reichte, oder später plötzlich von dutzenden von Türen umgeben war, die vor mir herzlos zugeknallt wurden, und abschließend der Boden unter meinen Füßen verschwand. In Posthuman Wombs war das Erlebnis definitiv als experimentell und bizarr zu beschreiben. Ich bin nicht in der Lage, wiederzugeben, was ich dort gesehen habe, nur dass ich unaufhaltsam voran durch Membranen und Räume geschoben wurde, die nicht von dieser Welt stammen.

Alle Beteiligten des Festes waren sehr freundlich und für Gespräche offen, ihre Hingabe und Freude zu VR deutlich spürbar. Es ist auf jeden Fall ein Erlebnis gewesen, in dem ich zum ersten Mal VR ausprobiert habe und ich kann nur sagen, dass es sich gelohnt hat. Man kann sich sogar schon auf das nächste Somafest im September 2024 freuen. Das Game Lab wird unbeirrt weiter die Extended Reality erforschen.


Mehr Informationen zum Institut und zum Somafest findet ihr unter: https://colognegamelab.de/research/research-projects/somafest-2023/

Und zum vergangenem Somafest 2023: https://somafest.de/