Filmklassiker – Die besten Horrorfilme zu Halloween

Süßes, sonst gibt’s Saures! Hier erwartet euch vor allem Schauderhaftes, denn im Rahmen unserer Filmklassiker-Reihe stellen die Autor*innen der Medienredaktion pünktlich zu Halloween ihre liebsten Horrorfilme vor. Von Stummfilm-Meilensteinen wie Das Cabinet des Dr. Caligari (1920) und Nosferatu (1922) über Psychological Horror wie Rosemary’s Baby (1968) und Shining (1980), Supernatural Horror wie Der Exorzist (1973) und Poltergeist (1982) bis hin zu Splatter-, Found Footage- oder Slasher-Filmen wie den Reihen Friday the 13th und A Nightmare on Elm Street ist die Auswahl schließlich riesig – Deshalb präsentieren wir euch unsere drei Favoriten, die mit ihren ganz unterschiedlichen Geschichten garantiert für Gänsehaut sorgen: Bram Stoker’s Dracula (1992), It Follows (2014) und Das Dorf der Verdammten (1995). Zwischen Vampiren, Monstern und Außerirdischen ist hier bestimmt auch das Richtige für euren gruseligen Filmabend dabei!

Bram Stoker’s Dracula

Dracula und auch Vampire im Allgemeinen gehören zu den meist genutzten Horrorgestalten in der Filmgeschichte. Schon 1931 gab es eine Adaption des 1897 erschienenen Romans von Bram Stoker, gefolgt von Sequels und mehreren Neuadaptionen. Der Einfluss des Romans wie auch seiner Filmadaptionen beeinflusst bis heute die Wahrnehmung von Vampiren in der Popkultur. Umso erstaunlicher ist es, dass Francis Ford Coppola, Regisseur von weltweit bekannten Meisterwerken wie Der Pate und Apocalypse Now, Bram Stokers Roman mit so viel Originalität neu adaptiert hat. Coppola schuf ein opulentes und romantisches Kostümdrama und ein visuelles Horrormeisterwerk, welches optische Schauwerte liefert, die kaum ein Film wagen würde.

Mit Winona Ryder, Anthony Hopkins, Keanu Reeves, Richard E. Grant und Tom Waits weist der Film eine illustre Besetzung auf. Insbesondere brilliert aber Gary Oldman in der Titelrolle. Sein Count Dracula ist deutlich mehr als nur ein angsteinflößendes Monster. Er ist eine tragische Figur, die gefährlich ist, aber wahrhaftige Gefühle aufweist. Seine Figur sieht in Mina Harker die Reinkarnation der verstorbenen Liebe seines Lebens Elisabeta, nach deren Tod er Gott abschwor und damit den Fluch über sich brachte. In diesem Film verschwimmen die Grenzen zwischen sexueller Begierde, Gewalt und Liebe. Die Vergleiche zwischen sexueller Lust und dem Drang nach Menschenblut sind nicht mehr nur im Subtext zu finden, sondern direkte Allegorien, auch in Bezug zur sexuellen Freiheit in der damaligen strikteren Gesellschaft. Mina Harker ist dabei keine passive Figur, die nur dem Begehren Draculas ausgesetzt wird, sondern sie erwidert die Verführung mit eigenem Bestreben. Bei all den Horrorelementen, die der Stoff innehat, sieht Coppola eine tragische Liebesgeschichte als den eigentlichen Kern des Filmes.

Doch der wahre Star des Films ist und bleibt die Optik. Es ist kaum zu glauben, was für Effekte und Bildkompositionen Coppola bietet. Geradezu bizarr ist die Hintergrundgeschichte, dass der ursprüngliche Visual Effects Supervisor der Meinung war, man könne dies nicht alles mit praktischen Effekten erzeugen und Coppola ihn daraufhin feuerte und seinen Sohn Roman Coppola engagierte. Nur ein Regisseur von seinem Status kann sich das leisten und dann auch mit einem entsprechenden Resultat hinterlegen. Mit Rückprojektionen, erzwungenen Perspektiven, Beleuchtung, Miniaturen und Make-up schuf Coppola alle Spezialeffekte direkt vor der Kamera. Der Film reißt einen mit seiner Präsentation so mit, dass man hier fast ausschließlich von den beeindruckenden Bildern durch die Geschichte geführt werden kann. Untermalt von Wojciech Kilars bombastischer Musik ist Bram Stoker’s Dracula ein berauschendes Werk. Der Film lohnt sich allein schon, um in eine Zeit zurückzugehen, als eine Horrorgeschichte mit großem Budget und opulenter Ausstattung gedreht wurde. Doch die Kreativität, die auf visueller Seite an den Tag gelegt wird, sucht damals wie auch heute noch ihresgleichen. – Marius

It Follows: Der Horror des Erwachsenwerdens

Jay (Maika Monroe) hat zum ersten Mal Sex mit ihrem Freund Hugh (Jake Weary) und wacht gefesselt in einem Stuhl wieder auf. Ihr Freund zwingt sie, sich seine Verschwörungstheorien über ein Monster anzuhören, das ihn seit einiger Zeit verfolgt. Ein Monster, das ab jetzt Jay verfolgen wird und immer wie jemand anderes aussieht. Wenn es sie einholt, stirbt sie und das Monster verfolgt wieder Hugh.

Das Monster wird durch Geschlechtsverkehr übertragen. Man könnte also zuerst fälschlich interpretieren, dass der Subtext des Films in den Gefahren von ungeschütztem Sex und Geschlechtskrankheiten liegt. It Follows geht jedoch tiefer: Der Film beleuchtet die Verherrlichung von Geschlechtsverkehr und dem Älterwerden, besonders im Teenageralter. Jay schwebt zu Anfang des Films in einer Wolke aus Trauer, Melancholie und einem Verlangen nach mehr. Das Erwachsenwerden scheint wie die Ankunft einer lang ersehnten Selbstverwirklichung. Aber It Follows zeigt: Erwachsensein bringt keine Zufriedenheit, im Gegenteil – es birgt oft Enttäuschung. So ist auch der erste Sex für viele enttäuschend und unbefriedigend. Er löst nicht alle Probleme, er macht einen nicht zu einem neuen, reiferen Menschen. Es ist einfach Sex.

Wahrscheinlich haben die meisten nach ihrem ersten Sex keine Todesangst, so wie Jay. Viele fühlen dennoch ein ernüchterndes Gefühl, Kälte, Distanz, Isolation. Das kann an der Glorifizierung von Sex liegen, aber auch daran, dass der/die Sexualpartner*in nicht dieselben Intentionen hatte wie man selbst. Auch Jays erster Freund Hugh überredete sie zum Sex, aus rein egoistischen Gründen. Weiter zeigt der Film, dass auch die selbstsichersten Alpha-Männer, wie später Jays Freund Greg (Daniel Zovatto), von einem Post-Sex-Grauen verfolgt werden können.

It Follows beleuchtet demnach die ernüchternde Wahrheit des Erwachsenwerdens. Ein Erkennen, dass die Welt kein magischer Ort voller Wunder und Rätsel ist. Sondern dass Menschen einfach Menschen sind, Arbeit einfach Arbeit und Sex einfach Sex. Und dass der Tod uns früher oder später einholen wird. – Ivana

Das Dorf der Verdammten

Midwich. Ein abgelegenes, beschauliches Küstendorf im Südwesten der USA, wo man sich gegenseitig kennt und ausnahmslos gut miteinander versteht. Hier gibt es alles, was so ein kleiner Ort braucht: Einen Arzt, eine Grundschule, einen Pastor sowie einige Familien und junge Paare, die gerne eine gründen möchten. Durch diese heile, sorgenfreie Welt geht eines Morgens ein seltsames Flüstern wie von lauter leisen Kinderstimmen, und über die Häuser bewegt sich der dunkle Schatten eines runden Flugobjekts, das kurz die Sonne verdeckt… das verschlafene Örtchen bekommt davon nichts mit. Erst im Laufe des Vormittags setzen sich die Bewohner*innen in Bewegung, denn sie sind in freudiger Vorbereitung eines Festes zur Feier des Dorfjubiläums. Allesamt versammelt man sich auf dem Platz vor der Schule, doch kurz bevor die Feierlichkeiten offiziell beginnen können, fällt mit einem Mal ganz Midwich kollektiv in Ohnmacht. Menschen und Tiere, die sich gerade auf dem Stadtgebiet aufhalten, sind stundenlang bewusstlos – und wachen einen halben Tag später etwas benommen, aber ohne sichtbare Blessuren wieder auf. Dennoch ruft das merkwürdige Geschehen die Epidemiologin Dr. Susan Verner (Kirstie Alley) von der National Science Foundation auf den Plan, die den Vorfall mit ihrem Team untersucht. Ihre Messungen und Ermittlungen bleiben ergebnislos: Für den Bewusstseinsverlust des Dorfes gibt es keine logische Erklärung. Einige Wochen später fällt dann dem örtlichen Arzt, Dr. Alan Chaffee (Christopher Reeve), ein eigenartiges Muster auf. Ganze zehn Frauen in dem kleinen Ort erwarten ein Kind – unter überraschenden Umständen: eine von ihnen versucht seit Langem vergeblich, schwanger zu werden, eine beteuert, sie sei noch Jungfrau, eine dritte erwartet ihren Ehemann erst demnächst von einer langen Dienstreise zurück, aber schwört, dass sie ihm nicht fremd gegangen ist. Und der Zeitpunkt der Empfängnis, stellt Dr. Chaffee mit Erschrecken fest, fällt bei allen zehn Schwangerschaften auf den Tag des „Blackouts“. Diese seltsame Entwicklung sorgt in dem Dorf für Unruhe, doch alle Frauen entscheiden sich dazu, ihre Babys zu behalten. Genau neun Monate nach der kollektiven Ohnmacht sind so zehn Autos zur gleichen Zeit auf dem Weg zur Entbindungsstation, und es kommen fünf Mädchen und fünf Jungen zur Welt, die zu blassen Kindern mit hellen Augen, weißen Haaren und erschreckenden manipulativen Fähigkeiten heranwachsen…

Das Dorf der Verdammten (1995) ist ein Science-Fiction-Horrorfilm aus dem Portfolio des Horror-Kultregisseurs John Carpenter, der mit Streifen wie Halloween – Die Nacht des Grauens (1978), The Fog – Nebel des Grauens (1980) und Das Ding aus einer anderen Welt (1982) einige Klassiker des Genres schuf. Basierend auf dem Roman Kuckuckskinder (1957) des britischen Science-Fiction-Autors John Wyndham und der Film-Adaption Das Dorf der Verdammten von 1960 (Regie: Wolf Rilla) erzählt die Neuverfilmung von 1995 die Geschichte eines idyllischen amerikanischen Vorzeigedorfes, das sich unter dem boshaften Einfluss seines unverhofften außerirdischen Nachwuchses Stück für Stück selbst zerstört. Im Gegensatz zu anderen Exemplaren seines Genres kommt der Film ohne viel Blut, Dunkelheit, plötzliche Schockmomente oder mittelmäßige Spezialeffekte aus – stattdessen ist es das düstere Treiben der Kuckuckskinder am helllichten Tag, das den Zuschauenden garantiert einen Schauer über den Rücken jagt und sie genauso effizient gruselt. Einzelne Szenen hat man auch nach Jahren noch deutlich vor Augen, so eindrucksvoll wirken die Bildsprache und der Kontrast zwischen den völlig emotionslosen Kindern und ihren menschlichen Eltern. Mit bekannten Namen wie dem des Superman-Darstellers Christopher Reeve oder dem des Science-Fiction-erprobten Mark Hamill als Pastor George überzeugt auch die Besetzung des Films. Mir gefällt an Das Dorf der Verdammten besonders die Tendenz in Richtung Psychological Horror, die die Geschichte durch die Entwicklung der Eltern-Kind-Beziehung von bedingungsloser Akzeptanz zu entsetzter Entfremdung zeigt. Mit seiner unheimlichen Atmosphäre und der bis zum Schluss spannenden Handlung ist der Film zweifelsohne eine gute Wahl für einen Grusel-Kinoabend an Halloween. – Sonja