Betty White – Die „First Lady of Television”

„She was not only a Golden Girl. She was a legend who brightened every room she walked in and brought a smile to the faces of all who watched her on the screen.” So erinnerte sich die Schauspielerin Jamie Lee Curtis bei der diesjährigen Oscarverleihung an ihre Kollegin und Freundin Betty White. Die US-Amerikanerin verstarb Ende letzten Jahres im Alter von 99 Jahren, und wurde während des alljährlichen „In Memoriam“-Beitrags neben dem Schauspieler Sidney Poitier (*1927 †2022) und dem Regisseur und Produzenten Ivan Reitman (*1946 †2022) besonders hervorgehoben.

Betty White, die einen Großteil ihres Lebens in Los Angeles verbrachte, war als Schauspielerin, Komikerin, Synchronsprecherin und Moderatorin tätig. Heute ist sie vielen vor allem als Sitcom-Darstellerin ein Begriff, beispielsweise in der Rolle der naiven Rose Nylund in den Golden Girls (1985-1992), oder als Elka Ostrovsky in Hot in Cleveland (2010-2015). In ihrer über siebzig Jahre langen Fernsehkarriere wirkte White jedoch an einer Vielzahl von Formaten mit. 1949 war sie zunächst als Moderatorin in der Talkshow Hollywood on Television zu sehen, und produzierte ab 1952 ihre eigene Sendung mit dem Titel The Betty White Show. In den Folgejahren war sie regelmäßiger Gast in verschiedenen Spielshows, bevor sie ab den 70er-Jahren vorrangig als Schauspielerin in komödiantischen Filmen und Fernsehserien tätig war.

Nicht ohne Grund wird White heute zuweilen als die „First Lady of Television” bezeichnet. Sie war die erste Frau, die in den USA eine landesweit ausgestrahlte Fernsehsendung produzierte, und zudem eine der frühsten weiblichen Sitcom-Darstellerinnen. Als 1951 bei den Primetime Emmy Awards zum ersten Mal die beste weibliche Schauspielerin ausgezeichnet wurde, war White unter den Nominierten, und erhielt über dreißig Jahre später als erste Frau den Daytime Emmy Award für die beste Spielshowmoderation. So bereitete sie als Pionierin den Weg für andere Frauen in der US-amerikanischen Fernsehindustrie.

Aber Betty White war sich auch ihrer Möglichkeiten und ihrer Reichweite bewusst, und nutze diese von Beginn ihrer Karriere an, um für ihre Überzeugungen einzustehen. Im Jahr 1954 führte der Auftritt des schwarzen Stepptänzers Arthur Duncan in der Betty White Show zu rassistischen Zuschriften und Boykottaufrufen von Zuschauenden. White reagierte darauf, indem sie Duncan wiederholt in ihre Sendung einlud und verkündete: „I’m sorry, but, you know, he stays. Live with it.“ Noch im selben Jahr wurde die Show durch den Sender abgesetzt, aber für Duncan waren diese regelmäßigen TV-Auftritte sein Karrieredurchbruch.

Auch die Rechte der LGBTQ+-Community lagen White am Herzen. Sie setzte sich für die gleichgeschlechtliche Ehe ein und unterstützte Organisationen wie die Elton John AIDS Foundation. Nicht ohne Grund war die Sitcom Golden Girls (1985-1992) zum Zeitpunkt ihrer Ausstrahlung auch besonders in der LGBTQ+-Community sehr beliebt. Obwohl keine der Hauptfiguren queer ist, boten die vier älteren Damen aus Miami doch in gewisser Weise eine Möglichkeit zur Identifikation. Es wurde das Leben und Lieben einer Bevölkerungsgruppe dargestellt, deren Sexualität zu dieser Zeit ebenfalls nicht häufig offen im Fernsehen angesprochen wurde. Des Weiteren tauchten in der Serie auch eine Reihe schwuler und lesbischer Figuren auf, und es gibt eine Folge, in der HIV und AIDS ausführlich thematisiert werden. Whites Charakter Rose glaubt, mit dem Virus in Berührung gekommen zu sein, und es wird in der Episode deutlich gemacht, dass AIDS keine „bad person’s disease“ ist, und dass jeder davon betroffen sein kann. 

Darüber hinaus engagierte sich Betty White sehr für den Tierschutz, unterstützte auch in diesem Bereich verschiedene Organisationen und griff das Thema in ihrer Arbeit auf. Ihrer Liebe zu Tieren und der Natur war es auch geschuldet, dass sie in ihrer Jugend ursprünglich Försterin werden wollte. Dies war jedoch nicht möglich, denn zur damaligen Zeit war es Frauen in den USA nicht erlaubt, diesen Beruf auszuüben. Also schlug White einen anderen Karriereweg ein, und schrieb als Frau in der US-amerikanischen und internationalen Fernsehlandschaft Geschichte. Nicht nur durch ihre Arbeit, sondern auch durch ihr Engagement kann sie heute wie damals Inspiration und Vorbild sein. Um es noch einmal mit Jamie Lee Curtis Worten zu sagen, die für diesen Satz wiederum Inspiration im Titelsong der Serie Golden Girls gefunden hat: „Thank you, Betty. Thank you for being a friend to us all.“

Bildrechte: Das Werk ist abgeleitet von „Betty_White’s_Star_HWF“ (commons.wikimedia.org)/ gemeinfrei. Bearbeitung: Sonja Kowallek, CC 1.0 Universell