Jane Fonda – Vom Sexsymbol zum Vokuhila

„We cannot leave it to young people to fight this fight for their future by themselves.”

Das sagte Jane Fonda 2019 auf der fünften Klima-Demonstration der „Fire Drill Fridays“. Dass sich Fonda als Aktivistin in der Öffentlichkeit zeigt, ist nichts Neues. Schon als junge Schauspielerin nutzt sie ihre Reichweite, um sich für politische Themen einzusetzen.

Die 1937 in New York geborene Jane Seymour Fonda begann ihre Karriere als Schauspielerin 1954 mit ersten Rollen in Theaterstücken zusammen mit ihrem Vater Henry Fonda. 1958 trat sie den Actor Studios bei – eine berühmte Schauspielwerkstatt in New York City, begründet durch den Vater des method actings Lee Strasberg. Ihr erster Tony Award wurde ihr 1960 für ihre Rolle im Bühnenstück There was a Little Girl verliehen, und 1962 erhielt sie einen Golden Globe als beste Nebendarstellerin in dem Film Je länger – Je lieber– nebenbei ihr erster Kinofilm. 

In den Folgejahren drehte sie eine unzählige Reihe an Filmen, unter denen sich auch der Science-Fiction-Film Barbarella (1968) befindet. Unter der Regie ihres damaligen Ehemanns Roger Vadim spielt sie die Astronautin Barbarella, die sich auf eine Reise in die Galaxie begibt und dort erotische Abenteuer zu bestehen hat. So wird sie unteranderem in ‚alte‘ Sexualpraktiken eingeführt, trifft auf eine sadomasochistische Königin, die sie zur lesbischen Liebe bekehren will, und zerstört die gegnerische Lustmaschine mit ihrer übernatürlichen sexuellen Energie. Die berühmte Anfangsszene, in der sie einen Striptease in der Schwerelosigkeit hinlegt, machte sie zum weiblichen Sexsymbol der 60er Jahre. Doch anders als sonstige weibliche Sexikonen, schämte sie sich nicht für die Zusage bei dem Film, sondern bedauerte nur, dass der Film „nicht so feministisch, wie erhofft“ geworden sei, wie sie in ihren Memoiren ausführt. Inwiefern Barbarella eine Chance hatte, ‘feministisch’ zu sein – abgesehen davon, dass es sich um eine weibliche Hauptfigur handelt – ist zu debattieren. Und doch spricht es für Jane Fonda sich nicht vollständig von ihm abzuwenden, sondern als Teil ihrer Karriere und zu sehen. 

Das Image des blonden Sexsymbols legte sie in den 70ern ab, als sie begann sich gegen den damals wütenden Vietnamkrieg zu engagieren. So besuchte sie Nord-Vietnam, wo unteranderem ein Foto von ihr und Waffen des Vietkongs gemacht wurde. Auf Grund dieses Bildes bekam sie den Spitznamen „Hanoi Jane“. Sie wurde stark dafür kritisiert und entschuldigte sich später für das Posieren mit den feindlichen Waffen, stellte aber auch mehrfach klar, dass das das Einzige sei, wofür sie sich entschuldigen wolle, da sie trotzdem an ihrer Kritik am US-amerikanischen Vorgehen in Südostasien und der amerikanischen Berichterstattung festhalten wolle. 

Auf dem Rückflug einer Anti-Kriegs-Kampagne in Kanada wurde sie – offiziell wegen Vitaminen – von der Polizei verhaftet und verbrachte eine Nacht im Gefängnis. Dort entstand der berühmte ‚mug shot‘, auf dem sie mit punkigen, braunen Zottelhaaren und erhobener Hand zu sehen ist. Mit dieser Frisur tauschte sie symbolisch blonden Sex-Appeal gegen widerständigen, politischen Aktivismus in Form eines Vokuhilas. Später kommentierte sie die modische Revolution in ihrem Buch folgendermaßen:

„Hair had ruled me for many years. The men in my life liked it long and blonde.“

Ihr Engagement stoppte aber nicht mit Ende des Vietnamkrieges 1975. So spielte sie 1979 in dem Kernkraft-Thriller Das China-Syndrom mit und beteiligte sich an den durch den Film ausgelösten Diskussionen über Kernenergie. In anderen Filmen hatte Fonda schon vorher politische Stellung bezogen. Der Anti-Kriegs-Film F.T.A. („Fuck the Army“) dokumentierte die Reise Fondas zu unterschiedlichen US-Army-Stützpunkten. 

2007 nahm sie an öffentlichen Demonstrationen gegen die Irak-Invasion der USA teil. Und schon in jungen Jahren engagierte sie sich für die Black-Panther-Bewegung und Rechte der indigenen Bevölkerung und Frauen. 

1990 zog sie sich für mehrere Jahre aus der Filmindustrie zurück, um mit Das Schwiegermonster (2005) und der Netflix-Serie Grace and Frankie (seit 2015) mit großen Kassenschlagern wiederzukehren. Ihr politisches Engagement hingegen stoppte nicht mit dem Alter. Die heute 84-Jährige gründete 2019 die Klimabewegung „Fire Drill Fridays“, angelehnt an die Aussage Greta Thunbergs „Our house is on fire.“ Mit Organisationen wie Greenpeace organisiert sie wöchentliche Proteste, auf denen die verschiedensten Redner*innen und Aktivist*innen zur Sprache kommen. Auf der Website der Aktion schreibt sie über ihre Mission: 

„I can no longer stand by and let our elected officials ignore – and even worse – empower – the industries that are destroying our planet for profit. We can not continue to stand for this. So please, join me.“ 

Bei den Demonstrationen wurde sie wiederholt von der Polizei festgenommen und verbrachte sogar erneut eine Nacht im Gefängnis. Mit diesen Demonstrationen schafft(e) sie es, eine große Öffentlichkeit auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam zu machen. Sie engagierte sich intersektional für Minderheiten, legte den Finger in Wunden der US-amerikanischen Politik, stellte aber auch ihre eigene Figur in Frage und reflektierte ihr öffentliches Verhalten. So ist Jane Fonda für mich nicht nur die Ikone eines ‚interessanten‘ Science-Fiction-Films, sondern eine Hollywooddarstellerin, die mit ihren Filmen Position bezieht, sich ihrer eigenen Fehler im Klaren ist und sich mit dem Alter nicht zu schade ist, mit anderen auf die Straße zu gehen, um für eine Zukunft zu kämpfen, die sie wohlmöglich nicht mehr erleben wird. Denn wie sie der New York Times sagte:

„Why be a celebrity if you can’t leverage it for something that is this important?” 

Dass sie ganz nebenbei eine der Protagonistinnen einer enormen Fitnesswelle Ende der 1970er Jahre wurde, indem sie in Aerobic-, Stretching- und Yoga-Videos zu sehen war und damit ‚mal ebenso‘ ein Imperium im Wert von über 600 Millionen Dollar schuf, wird heute oft belächelt. 

Doch kann man das Motto der Videos „Hintern bewegen“ auch als Inspiration nehmen. Nicht nur als Anreiz, um endlich wieder Sport zu machen, sondern, um sich seine eigene politische Verantwortung bewusst zu machen. Natürlich haben die Wenigsten von uns die Kapazität ebenfalls nach DC zu ziehen, um dort wöchentlich auf die Straße zu gehen, doch ist Fridays For Future noch immer aktiv und wartet nur auf engagierte junge Menschen, die auf die Straße gehen und für mehr Klimagerechtigkeit kämpfen wollen! Und wenn uns die Landtagswahl in NRW am vergangenen Wochenende etwas gezeigt hat, dann dass eine Wahlbeteiligung von 55,5 Prozent in keinem Fall genug ist, wo es doch kaum Aufwand gewesen wäre, seine Stimme zu nutzen… Man merke sich also: Veränderung beginnt schon im Kleinen – wie vielleicht in Jane Fondas Fall mit einem Vokuhila.

Das Werk ist abgeleitet von „Jane_Fonda_Cannes_2018“/gemeinfrei.
Bearbeitung: Emma Gebbeken, CC BY-SA 4.0