Filmklassiker – Filme, die sich nach Sommer anfühlen

Ein heißer Tag bei knapp 40 Grad, den man nur im Schatten, am See oder Meer aushält oder eine kühle Erfrischung bei Sommerregen und einer leichten Brise. Für jede Temperatur oder Stimmung haben wir bei diesem Beitrag unserer Filmklassiker-Reihe mindestens eine Empfehlung für euch. Denn welche Filme sich nach Sommer anfühlen – das beurteilen unsere Autor*innen ganz unterschiedlich.
Von Actionkomödie, über Musical bis hin Komödie und Drama ist alles vertreten unter den folgenden Filmen: Sechs Tage, sieben Nächte (1988), Mamma Mia 2! Here we go again (2018), American Graffiti (1973), Call me by your name (2017), Palm Springs (2021), Wie ein einziger Tag (2004).

Sechs Tage, sieben Nächte (1998)

Was braucht ein Film, um sich nach Sommer anzufühlen? Ein spannendes Abenteuer, schrägen Humor, eine romantische Liebesgeschichte oder Urlaubsfeeling mit Sonne, Strand und Meer? Die Actionkomödie „Sechs Tage, sieben Nächte“ aus dem Jahr 1998 schafft es, all das mühelos zu vereinen – und damit ist sie für mich der perfekte Sommerfilm.

Die junge New Yorker Journalistin Robin (Anne Heche) macht mit ihrem Verlobten (David Schwimmer) Urlaub auf der Südseeinsel Makatea. Damit ist für Feriengefühl schon mal gesorgt! Robin kann sich jedoch nicht lange am Strand erholen, denn ihre Chefin schickt sie kurzfristig für ein Fotoshooting nach Tahiti. Auf ganz Makatea gibt es nur einen, der sie schnell dorthin bringen kann: den schroffen Piloten Quinn. Dargestellt wird dieser von Harrison Ford, womit auch der schräge Humor garantiert ist. Und das Abenteuer setzt gleich darauf ein: auf dem Flug nach Tahiti geraten Robin und Quinn in ein Unwetter und müssen auf einer einsamen Insel notlanden. Wo dann die Liebesgeschichte beginnt, kann man sich sicher denken…

„Sechs Tage, sieben Nächte“ ist spannend, unterhaltsam und einer dieser Filme, die man immer wieder schauen kann (und die sogar noch besser werden, wenn man schon weiß, was kommt). Heche und Ford sind zwar keine typischen RomCom-Darsteller*innen, doch gerade das macht den Charme des Streifens aus und die beiden harmonieren wunderbar miteinander. Ihr (unfreiwilliger) Aufenthalt auf dem unbewohnten Eiland im Südpazifik versetzt einen garantiert in Sommerferienstimmung, und zwischen tropischem Dschungel und modernen Piraten vergisst man ganz, dass man Zuhause auf der Couch sitzt. Irgendwie kitschig ist der Film natürlich auch – aber das muss ein guter Sommerfilm vielleicht auch sein. Sonja

Ganz viel Kitsch, aber auch ganz viel gute Laune – Mamma Mia 2! Here we go again (2018)

Gegen Fortsetzungen von einem ersten, erfolgreichen Film bestehen immer große Vorbehalte. So auch, wenn es um Mamma Mia 2! Here we go again geht. Der erste Teil Mamma Mia von 2008 wurde sowohl unteranderem für die Golden Globes als auch für die Grammy Awards nominiert und löste einen gewaltigen Tourismus-Boom auf den griechischen Inseln Skiathos und Skopelos aus, auf denen der Film zum Teil gedreht wurde. Dass der zweite Teil des beliebten Musical-Films genauso die Beliebtheit der kroatischen Insel Vis, der neue Drehort, steigerte, verwunderte also kaum. Denn nicht nur der erste als auch der zweite Teil von Mamma Mia verleiten dazu, sich ebenfalls in die bunten Hintergrundkulissen der Sommerinseln zu wünschen.

In Mamma Mia 2! Here we go again organisiert Sophie zu Ehren ihrer Donna eine große Party in dem Hotel auf der Insel Kalokairi. Auf diesem Wege wird die Jugendreise Donnas rekapituliert und parallel zum Entdecken der eigenen Schwangerschaft Sophies in die Handlung eingebettet. So erfahren die Zuschauer*innen endlich, wie die ersten Begegnungen mit Harry, Bill und Sam abliefen und vor allem wie es zum großen gekommen ist. Dass dabei zahlreiche ABBA-Hits nicht fehlen dürfen, ist ja wohl selbstverständlich. Sonst hieß der Film schließlich auch nicht „Mamma Mia“… Den Film begleiten Klassiker wie Angel eyes oder auch Fernando. Der Soundtrack allein sorgt schon für ein gutgelauntes, sommerliches Ambiente. Zusätzlich schreit das mediterrane Insel-Setting nur so nach Urlaub und Semesterferien!

Natürlich haben wir es auch hier mit einer ganzen Menge Kitsch zu tun – aber auch mit ganz viel guter Laune. Denn was der Film wirklich kann, ist, Hoffnung und Optimismus zu streuen. Zuschauer*innen wissen dank des ersten Teils schon, dass die Geburt und das Mutter-Werden Donnas gut gehen muss, sodass sich die Anspannung in Grenzen halten kann und pures Genießen angesagt ist. Mit einem Spezialauftritt von Cher, die ihre alte Jugendliebe wiedertrifft, wird der Sahne noch die Kirsche aufgesetzt. Aber auch Heldinnen wie Julie Walters als Rosie oder Christine Baranski in der Rolle der Tanya sind wieder dabei und sorgen für viele Lacher.

Wer also Lust hat auf einen etwas schnulzigen, aber sommerlich-warmen Liebesfilm, kann also gerne mal (wieder) in Mamma Mia 2! reinschauen – der Film lohnt sich immer auch ein zweites Mal, ganz nach dem Motto „here we go again“… – Emma

American Graffiti (1973)

Das Gefühl des Sommers ist in American Graffiti mehr als nur die Jahreszeit in der der Film spielt. Es ist das Setting selbst und damit geradezu eines seiner entscheidenden Elemente. Es ist der endende Sommer, welcher dem Film erst seine thematische Komplexität gibt. American Grafitti spielt am letzten Ferientag der Jugendlichen, die kurz davor stehen in ihr Leben nach dem Schulabschluss und damit auch die Erwachsenenwelt einzutreten. Das Ende des Sommers signalisiert daher auch ein Ende der Jugend für die im Film zentralen Charaktere, sowie ein Ende ihrer Unschuld. George Lucas inszeniert hiermit auch seine eigene Jugend in Modesto, California des Jahres 1962, kurz bevor Amerika endgültig in den Vietnam Krieg einsteigen wird und damit auch die „Counterculture“ der 60er Jahre einleitet. Der Film begleitet die Figuren auf dieser letzten Nacht der Sorglosigkeit und fängt dabei die Gefühlswelt dieser Umstände ein, ganz ohne jemals einen besonders ausgeklügelten Handlungsstrang zu entwickeln. Dabei zeigt es ein viel authentischeres Bild, als es eine Handlung mit allzu vielen dramatischen Zuspitzungen tun würde, denn das jugendliche Leben ist hier von der Gefühlswelt der Freiheit im Sommer gekennzeichnet.

American Graffiti ist kein Film, in dem es um die entscheidenden Ereignisse des Lebens geht, sondern er zeigt die verschiedenen, teils miteinander verzweigten, aber auch unabhängigen Unternehmungen, denen die Figuren während ihrer letzten freien Nacht nachgehen. Das Nachtleben präsentiert sich vor allem durch die Autofahrten und das dazugehörende Autoradio, welches den zeitgenössischen Soundtrack des Films antreibt. Egal ob es die Ziele Cafes, Tanzbälle oder auch Konfrontationen in Form von Autorennen sind, das unbeaufsichtigte Herumkurven durch die Stadt ist Sinnbild dieser sommerlichen Freiheit. Es ist nur der Sommer, der es einem mit seinen hohen Temperaturen erlaubt, sich noch bis spät in die Nacht draußen zu bewegen, und welcher damit zum Hauptzeitpunkt solcher jugendlichen Eskapaden wird. Und doch schwebt durch das sich anbahnende Ende dieses Sommers und der damit einher gehenden Unschuld, eine beispiellose Melancholie den gesamten Film über mit. Das Ende gleicht gar einem unbequemen Wachrütteln, der Beweis dafür, dass die Sorglosigkeit der Figuren für immer vorbei sein wird. Doch die empfundenen Sommergefühle des Filmes bleiben. Es ist wahrhaftig ein perfekter Sommerfilm. – Marius

Palm Springs (2021): Endlich mal wieder eine gute romantische Komödie

Meine Sommerfilmempfehlung ist ein modernes Und täglich grüßt das Murmeltier: Auch die Figuren in Palm Springs (2021) sind in einer endlosen Zeitschleife gefangen, während sie versuchen, sich moralisch weiterzuentwickeln. Lediglich drei Personen sind sich der Zeitschleife bewusst: Nyles (Andy Samberg) und Sarah (Christin Milioti), die dabei sind, sich zu verlieben, und Roy (J.K. Simmons), der auf amüsante Art und Weise versucht, die beiden umzubringen. Das Praktische und Verhängnisvolle an der Sache: Egal wie oft die Figuren sterben, sie wachen dennoch am Morgen der Hochzeit von Sarahs Schwester auf. Während Sarah nun versucht, aus der Endlosschleife zu fliehen, hat Nyles eine Angst vor dem echten Leben entwickelt und möchte lieber bleiben.

Das Konzept einer Zeitschleife ist nichts Neues, genauso wie schon zahlreiche Versionen romantischer Komödien existieren. Dennoch schafft es Palm Springs, frisch und neu zu erscheinen. Der Film lebt von seinen sympathischen Figuren, die im Laufe des Filmes immer komplexer und interessanter werden. Der Humor des Films wirkt natürlich, was auch an des komödiantischen Talents Sambergs liegt. Palm Springs überrascht mit psychologischen Analysen, was ein Feststecken in einer nie endenden Welt mit der Psyche eines Menschen anstellen kann. Auch die Liebesgeschichte wirkt – überraschenderweise – nicht erzwungen sondern ergibt durch die reichen Konversationen zwischen den Hauptfiguren Sinn. Palm Springs ist einer der lustigsten Filme der letzten Jahre und wirkt aufgrund seines einzigartigen Plotverlaufes extrem erfrischend – perfekt also für einen heißen Sommertag. – Ivana

Call me by your name (2017) – Ein Fest der Lebendigkeit

„We rip out so much of ourselves to be cured of things faster that we go bankrupt by the age of 30 and have less to offer each time we start with someone new. But to make yourself feel nothing so as not to feel anything—what a waste!“

Der Film Call me by your Name (Luca Guadagnino, 2017) vermittelt wie kein anderer den Ausnahmezustand Sommer. In Gold getränkt werden hier traumartige Bilder von einem Sommer in Italien geschaffen, wie man es sich schöner nicht vorstellen kann. Es wird eine Liebesbeziehung gezeigt, die von Natürlichkeit und Sinnlichkeit geprägt ist. Nichts an diesem Film ist zu dick aufgetragen. Alles, was den Zuschauenden gezeigt wird, ist von Leichtigkeit und Ruhe begleitet und schafft so eine wunderbare, sommerliche Filmerfahrung. Dabei verliert der Film aber keinesfalls seine Ernsthaftigkeit.

Die Geschichte spielt im Sommer 1987 im Norden von Italien, im Ferienhaus der Italienisch-Amerikanischen Familie Perlman. Der 17-jährige Elio (Timothée Chalamet) verbringt dort mit seinen Eltern, beides Professor*Innen, seine Ferien und vertreibt sich die Zeit mit dem Transkribieren von klassischer Musik, Schwimmen, und den jungen Leuten vor Ort. Wie jedes Jahr kommt über diese Zeit ein Doktorand zur Unterstützung seines Vaters zu Besuch, dieses Mal ist es der 24-jährige Amerikaner Oliver (Armie Hammer).
Zunächst ist die Beziehung von Elio und Oliver von Neugier und Provokation geprägt. Elio fühlt sich von Anfang an zu diesem lebensfrohen und intelligenten Mann hingezogen und ist von diesen starken Gefühlen verwirrt und verunsichert.
Langsam entwickelt sich zwischen den beiden eine ganz besondere Freundschaft aus der schließlich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung entsteht. Die beiden verbringen in diesem Sommer viel Zeit zusammen, doch als dieser zu Ende ist, heißt das auch das Aus für ihre Beziehung.

Call me by your Name stellt in magischen Bildern und Charakteren die ambivalente Gefühlswelt einer intensiven ersten Liebe dar. Dabei spielt der Sommer ebenso eine große symbolische Rolle, denn die sommerlichen Emotionen sind hier genauso von Wiedersprüchen und Ängsten geprägt, wie es die romantischen Gefühle zwischen Elio und Oliver sind. Die heiße Jahreszeit vermittelt im Film ein besonders spürbares „HeileWelt“-Gefühl, welches durch die sonnengetränkten Farben, den ruhigen, von der Hitze schweren Dialogen und der sanften (und brillanten!) Musik in Szene gesetzt wird. Dieses Gefühl wird dennoch von dem Wissen überschattet, dass diese Zeit begrenzt ist. Die heißen, sorgenfreien Tage sind dann doch schneller vorbei als gedacht, der Sommer endet, und darauf folgen kalte und dunkle Monate.

So konstruiert sich auch die Liebe zwischen Elio und Oliver: Sie ziehen sich von Anfang an an, aber wehren sich dagegen, aus Unsicherheit. Zum einen widerspricht ihre Beziehung jeden Sittlichkeitsvorstellungen ihrer Zeit, zum anderen ist absehbar, dass die beiden am Ende nur Schmerz erwarten wird. Denn wenn der Sommer zu Ende geht, ist auch das Träumen vorbei.

Der grenzenlose Schmerz, der auf diese krasse Liebeserfahrung folgt, wird aber aufgefangen. Das gebrochene Herz Elios – und das der Zuschauenden – fällt in die warmen, großen Hände von Elios’ Vater. In seiner Rolle als Mr. Perlman glänzt Michael Stuhlbarg besonders in seinem letzten Monolog, der auf höchste emotionale und verbale Weise an das Lieben in all seinen Facetten appelliert, weil es das ist, was uns lebendig macht.

Dieser Film ist eine Ode an die Liebe und die Sinnlichkeit und lässt uns auch genau das fühlen, mit jeder Faser des Körpers. Call me by your Name zelebriert in jedem Bild den Sommer und die Liebe und lädt die Zuschauenden zum fantasieren ein. Ein Film, der immer wieder Vorfreude auf den nächsten Sommer weckt. – Frida

Wie ein einziger Tag (2004)

Der Sommer – Hitzewellen und Temperaturen bis zu 40 Grad, leichter Sommerregen oder doch Unwettergefahr? Die Auf und Abs, die diese Jahreszeit durchläuft, können einen schon einmal ziemlich durcheinander bringen. Wie ein einziger Tag (2004) mit Rachel McAdams und Ryan Gosling in den Hauptrollen scheint sich dieses Temperatur- und Gefühlschaos bei der wärmsten Jahreszeit abgeguckt zu haben und zu vereinen und das nicht nur damit, dass der Film größtenteils im Sommer spielt.

In Form einer Rückblende wird die Geschichte von Allie und Noah erzählt: Die beiden treffen in einem Sommer aufeinander, verlieben sich und eine Sommerromanze beginnt. Wer jetzt denkt, dass das klingt wie ein Dutzend weiterer Liebesfilme, dem stimme ich zu. Außerdem kommen einem die Konflikte des Films bekannt vor: Noah ist ein Arbeiter, Allie die Tochter einer reichen Familie. Ihre Eltern halten ihn für „nicht gut genug für sie“ und verhindern, dass aus der Sommerromanze womöglich eine Beziehung wird. Viele Jahre später dann treffen sich Allie und Noah wieder, doch es gibt ein Problem: Sie hat einen Verlobten. An Kitsch wird in dem Liebesdrama nicht gespart: Oder wie nennt ihr das, wenn er Jahre nach der beendeten Romanze ein Haus baut, das ihren Wünschen entspricht? Okay gut, man könnte es auch obsessives Verhalten nennen, aber das ist definitiv weniger romantisch.

Doch auch, wenn Wie ein einziger Tag der klassischen Dramaturgie einer Romanze folgt, ist es ein Film, der mindestens so abwechslungsreich wie der Sommer selbst ist: Während es in den einen Momenten nur so an sommerlicher Romantik und Leichtigkeit strotzt, ziehen in den nächsten Momenten bereits Wolken auf, es kühlt deutlich ab und ein Sommergewitter bricht los. Manchmal kann auch Sommerregen erneut in Romantik umschwenken und es folgt eine nahezu legendäre Szene des Liebesfilm-Genre von Noah und Allie, die inmitten eines solchen Gewitters die Finger nicht voneinander lassen können: Er mit Vollbart und offenem Hemd, sie in blauem Kleid. Doch nicht immer bleibt es so seicht. Besonders in den letzten Minuten des Films wird es dramatisch. Nachdem dann die letzten Überraschungen im Plot aufgedeckt werden, ist es sehr gut möglich, dass das größte Sommergewitter des Films auch zu euch den Zuschauenden überschwappt und euer Gesicht nicht trocken bleibt. Regen- oder besser gesagt Tränenwahrscheinlichkeit 90%.

Mit dieser Geschichte bekommt ihr ein unterhaltsames Liebesdrama, das bei weitem nicht das Rad neu erfindet, sich nicht weniger Klischees bedient als andere Filme des Genres und mitunter anstrengende Interaktionen zwischen den Hauptfiguren liefert. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen ist es der perfekte Film für alle, die eine Geschichte suchen, bei der man abschalten kann und die das Herz gleichzeitig wärmt und berührt. Wie ein einziger Tag schmeckt wie ein Sommertag mit wohligen Temperaturen, Hitzewellen, Gewitter und Regen – viel Abwechslung und doch vertraut. – Sara