Open up – ESC in Rotterdam

Den Monat Mai mag ich persönlich besonders gerne, und das liegt nicht nur an dem (meist) guten Wetter und den Feiertagen. Ein weiterer Grund ist nämlich der Eurovision Song Contest, der jedes Jahr im Mai stattfindet, und das schon seit 1956.

Seit Kindheitstagen verfolge ich den größten Musikwettbewerb der Welt, der für mich seitdem nichts an Faszination eingebüßt hat. Gemeinsam mit Familie, Freund*innen und einem großen Käseigel verfolge ich die Performances der Künstler*innen vor dem Fernseher. Und die sind vor allem eines: sehr vielfältig!

Ob Schreigesang, singende Zahnärzte oder Jodelnummer – beim ESC ist alles möglich. Und auch wenn einige Darbietungen nicht meinen persönlichen Geschmack treffen, ist es wirklich sehr unterhaltsam die Show zu sehen. Der ESC besticht durch eine enorme Vielfalt und jede Menge Einfallsreichtum und eine große Portion Offenheit. Im Wettbewerb bleibt viel Spielraum für die Künstler*innen aus Europa, Russland und (seit einigen Jahren auch) Australien.

Für mich immer ein besonderes Highlight: die Background-Tänzer*innen und die Bühnenshow! Wer Alexander Rybaks Darbietung, Lordi oder auch Mans Zelmerlöws Performance gesehen hat, wird wissen was ich meine und verstehen, warum ich lange Zeit Background-Tänzerin werden wollte…

Aber abgesehen von den tänzerischen Höchstleistungen sorgen auch die Songtexte für den ein oder anderen Lacher, so etwa Sergey Lazarev mit der Zeile „Thunder ’n‘ lightning it’s gettin‘ excitin’“ aus seinem Lied „You are the only one“.

Der ESC hatte in der Vergangenheit aber immer auch viele Auftritte zu bieten, die ruhigere Töne anstimmen und das Publikum berühren. Ein Beispiel ist natürlich „unser“ Michael Schulte mit „You let me walk alone“. Ich erinnere mich aber auch gerne an Victorias „Tears are getting sober“, „Running on air“ von Nathan Trent oder „Don’t come easy“ von Isaiah aus Australien. Es gibt aber auch tanzbare Nummern, wie „Fuego“ aus Zypern, „Grab the moment“ aus Norwegen oder „Lie to me“ aus Tschechien.

Dieses Jahr geht für uns Jendrik an den Start in Rotterdam. Ob er nach Nicole und Lena den dritten Sieg für Deutschland einfahren kann? Ich muss sagen, dass ich eine hohe Platzierung eher für unwahrscheinlich halte. Jendrik, ein ausgebildeter Musical-Darsteller, ist ein toller Performer, aber seine persönliche Verbindung zu seinem Song „I don’t feel hate“  konnte ich noch nicht ausmachen. Die Botschaft des Songs ist natürlich toll. Aber gerade in der eben beschriebenen Verbindung liegt der besondere Zauber des ESC, wie Schulte zuletzt sehr gut gezeigt hat. Er berührte nicht nur durch guten Gesang, sondern durch seine persönliche Verbindung zu dem dargebotenen Song, seine Performance lebte von der authentischen Emotion und subtiler Vortragsweise. Zudem finde ich die Komposition von unserem diesjährigen ESC-Titel auch etwas gewöhnungsbedürftig. Bisher konnte ich mich noch nicht mit dem „melodischen Bruch“ anfreunden.

Aber mal ehrlich, der Sieg wäre natürlich schön, aber darum geht es eigentlich beim ESC nicht. Es geht um die Freude an der Musik, um ihre Kraft, Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen einander näher zu bringen. Es geht darum, gemeinsam zu singen, zu tanzen, einfach eine gute Zeit zu haben. Dass das möglich ist, beweist der ESC jede Jahr aufs Neue, und das sogt bei mir immer wieder für Gänsehaut.

In diesem Sinne würde ich sagen: Schnappt euch Käse, Trauben und einen Fernseher, dann kann es losgehen: Let the Eurovision Song Contest 2021 begin!